• Kultur
  • Beilage zur Leipziger Buchmesse

Die Kunst, sich zu entfernen

HANS JOACHIM SCHÄDLICHS Reise in die Vergangenheit

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Ein sehr alter Mann geht noch einmal auf große Fahrt. Er reist nach Russland, nach Deutschland, nach Prag. Vom US-Amerika der Gegenwart gleichsam ins 20. Jahrhundert – Kokoschkin besucht Orte seiner Kindheit, seiner Jugend, seiner Fluchten. Hans Joachim Schädlich, in der DDR an Veröffentlichungen gehindert, als »Staatsfeind« in den Westen getrieben, hat den Roman einer Rückwärtsbewegung geschrieben und diese Gänge ins Gestern – per Schiff kehrt Kokoschkin in die Vereinigten Staaten zurück – mit Gesprächen an Bord verbunden. Impressionen aus einer sehr gutbürgerlichen Ozean-Gesellschaft; Amüsement zwischen weit voneinander entfernten Ufern, mondänes Niemandsland; ein Frieden, von dem man kaum sagen kann, ob er unbelastet oder einfach nur leer ist. Kokoschkin wirkt in dieser Typengalerie – eine Sympathiegeschichte hat den Ahnhauch einer Liebesgeschichte – wie ein höflicher Fremder, der in all der gepflegten ...


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