Kinderanimation in Honeckers Jagdsitz

Jahrelang war das Waldhaus im Müritzkreis ein Sanierungsfall. Jetzt versucht sich ein neuer Besitzer

  • Winfried Wagner, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Wo einst Erich Honecker auf Hirsche schoss, hat jetzt ein Holländer das Sagen. Die mit weltweit 88 Häusern größte Hotelkette der Niederlande – die Gruppe Van der Valk – vermarktet den Jagdsitz in Drewitz (Müritzkreis).

Drewitz/Moers. Die Einsamkeit, die DDR-Staatschef Erich Honecker einst bei der Jagd auf kapitale Hirsche wohl so schätzte, fand bei Touristen bislang nicht die erhoffte Resonanz. Zu wenig Gäste besuchten den zum Ferienzentrum ausgebauten Jagdsitz in der wald- und wildreichen Gegend inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte. Ein Unternehmer aus Bremen, der auf dem idyllisch gelegenen Anwesen Ferienhäuser errichten ließ, schlitterte in die Insolvenz.

14 Hektar am See

Mit einer mächtigen Marketingabteilung im Rücken, versucht jetzt die holländische Van-der-Valk-Gruppe, die das Anwesen übernommen hat, deutlich mehr Urlauber dorthin zu locken. »Wir machen das anders«, kündigt der neue Hoteldirektor Ingo Kalms an. Am 20. März werde das neue »Resort Drewitzer See« offiziell vorgestellt. Die 14 Hektar große Urlaubsanlage liegt tief versteckt im Wald an einem der saubersten deutschen Seen. 15 Hotels und Freizeitcenter betreibt Van der Valk in Deutschland. Fünf davon liegen in Mecklenburg-Vorpommern, weitere in Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Niedersachsen, Hessen und Brandenburg. Und nun Drewitz, ein Ort mit Symbolwert für den Nordosten Deutschlands. An der Seenplatte hatten sich mehrere Funktionäre der DDR-Staatsführung ihre Jagdgebiete gesichert.

Suite blieb erhalten

Weil in Drewitz der Jagd gefrönt wurde, musste sogar für die Autobahn nach Rostock eine extra Kurve gebaut werden, im Volksmund »Grüneberg-Kurve«, benannt nach dem damaligen Funktionär Gerhard Grüneberg.

In den 1980er Jahren ließ Stasi-Chef Erich Mielke das Grüneberg- Objekt für rund 40 Millionen DDR-Mark umbauen und erweitern – für Honecker. An den Wänden des Hotels mit der noch erhaltenen Honecker-Suite erinnern Bilder an die DDR-Staatsjagd. Einheimische durften damals weite Waldgebiete nicht betreten. Erst im Wende-Herbst 1989 mussten die Wachmannschaften Drewitz und ähnliche Objekte auch für das Volk öffnen. Nach einer kurzen Zeit als Ausbildungsstätte für Jugendliche übernahm der später gescheiterte Betreiber das Objekt. Die Unterkünfte der Wachmannschaften wichen 35 neuen Ferienhäusern, die Van der Valk jetzt von einem großen Reiseveranstalter per Katalog anbieten lässt. Das Haupthaus mit fünf Suiten, Schwimmbad, Restaurant und Wellness-Bereich bieten die Holländer selbst an.

Sanierungsarbeiten an den Gebäuden seien bereits vorgenommen worden, sagt Kalms. In der Suite Nr. 63 ist aber fast alles noch beim Alten: Eine rote Couch im Flur, darüber das Honecker-Bild, im hellbraunen Einbau-Bücherregal Werke russischsprachiger Autoren. Auch der Schreibtisch stammt noch aus den Zeiten des Kalten Krieges.

Doch derlei Erinnerungsstücke spielen im Konzept der neuen Besitzer, die auch Hauptgläubiger des früheren Betreibers sind, nur noch eine untergeordnete Rolle. »Natur und Umwelt wird unser Hauptthema sein, auch bei der Kinderanimation«, beschreibt Volker Wünsche, Sprecher der Van-der-Valk-Gruppe in Deutschland, das Ziel. Vor allem Familien sollen sich künftig im Drewitzer Wald tummeln.

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