Hoher Einsatz und schnell verloren
Alle vier Verdächtigen im Pokerraub vom Potsdamer Platz gefasst
Der ganz große Coup sollte es werden – doch zwei Wochen nach dem spektakulären Überfall auf ein Poker-Turnier in einem Berliner Luxushotel ist es vorbei: Alle vier mutmaßlichen Räuber sind gefasst und sitzen nun in Untersuchungshaft. Auch die letzten beiden Verdächtigen hatten zu hoch gepokert. Zwar konnten sie sich zunächst ins Ausland absetzen. Doch am Samstag waren sie mit den Nerven am Ende – sie stellten sich und flogen innerhalb weniger Stunden nach Berlin ein. Jetzt fehlen noch die 242 000 Euro Beute.
Gegen 11 Uhr klickten bei einem 20-Jährigen auf dem Flughafen Tegel nach seiner Landung aus Istanbul die Handschellen. Nur acht Stunden später kam der Flug mit der Nummer ST 6003 aus Beirut in der deutschen Hauptstadt an und mit ihm der letzte Verdächtige der Poker-Viererbande. Der 19-Jährige wurde gegen 19 Uhr festgenommen und schnell zur Vernehmung gebracht.
Ermittler bei Polizei und Justiz zeigten sich »absolut zufrieden«, dass die Verdächtigen nun alle hinter Schloss und Riegel sind. Doch bohrende Fragen bleiben. »Die Beute ist nach wie vor nicht da«, sagte Staatsanwaltschafts-Sprecher Martin Steltner am Sonntag. Interessant dürfte auch sein, ob es möglicherweise Drahtzieher aus der organisierten Kriminalität gibt, wie am Sonntag in Medien spekuliert wurde. Es tauchten auch Gerüchte auf, dass das Geld schon längst bei Verwandten der jungen Männer sein könnte. Die Anwälte der beiden in den Libanon und die Türkei geflüchteten Verdächtigen hatten der Polizei telefonisch angekündigt, dass ihre Mandanten aufgeben und sich stellen wollen, wie Polizeisprecher Frank Millert sagte.
Die Ermittler hatten mit einer internationalen Fahndung auch riesigen Druck aufgebaut. Mit Haftbefehl, Fotos und Namen war nach den Männern gesucht worden. Vier junge Männer aus Berlin mit türkischen und arabischen Wurzeln waren bei dem Überfall im Grand Hyatt Hotel am Potsdamer Platz am helllichten Tag stümperhaft zu Werke gegangen. Sie hinterließen jede Menge Spuren, wurden von Überwachungskameras gefilmt und flüchteten in einem Auto, dessen Nummernschild sich ein Zeuge merken konnte. Der Wagen war auf einen 21-jährigen Verdächtigen zugelassen. Dieser stellte sich am vergangenen Montag als erster bei der Polizei und verriet seine Komplizen. Als Kronzeuge könnte er einen Strafrabatt bekommen. Auch der zweite Verdächtige war noch in der Hauptstadt. Der 20-Jährige ließ sich am Mittwoch widerstandslos festnehmen. Er war zufällig von einer Zivilstreife kontrolliert worden.
Am Mittwoch hatten Polizei und Staatsanwaltschaft bereits über Details des Überfalls berichtet. Als die jungen Männer von dem vielen Bargeld in der Turnierkasse im Hyatt-Hotel erfuhren, habe der 21- Jährige die Sicherheitsvorkehrungen ausgekundschaftet. Als er sah, dass das Wachpersonal keine Schusswaffen hatte, habe die Bande den Überfall beschlossen. Mit einem Revolver und einer Machete stürmten sie maskiert in das Hotel.
Von da an ging aber alles schief. Wachmänner wehrten sich, und als drei Mitglieder der Bande mit Jackentaschen voller Bargeld schon am Ausgang standen, fehlte der vierte. Sie liefen zurück und befreiten ihn aus dem Schwitzkasten eines zwei Meter großen Sicherheitsmannes. Hunderttausende Euro aus der Beute blieben zurück. Erschwerend für die mutmaßlichen Räuber kam hinzu, dass sie für die Polizei keine unbeschriebenen Blätter sind. Sie standen schon wegen Diebstählen oder Raubüberfällen vor Gericht.
Ein zunächst Verdächtiger musste wieder freigelassen werden. Doch er hatte einen Zettel mit sechs Namen in seiner Tasche – drei davon gehörten zu der Poker-Bande. In der zweiten Woche lief es dann besser für die Ermittler: Von Montag bis Samstag ging es Schlag auf Schlag bis zur Festnahme der Nummer vier.
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