Trösten mit der Titelverteidigung

Sawtschenko und Szolkowy wollen nach dem Olympiapatzer wieder Weltmeister werden

  • Andreas Frank, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Wieder ein Sturz, wieder Robin Szolkowy – doch Trainer Ingo Steuer ging über den erneuten Patzer seines Schützlings beim Abschlusstraining im Palavela, der Eiskunstlaufhalle von Turin, mit dem Ansatz eines Lächelns hinweg. Olympia in Vancouver war gestern, ab heute will das Chemnitzer Trio zusammen mit Aljona Sawtschenko bei den Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften wenigstens seinen Paarlauf-Titel erfolgreich verteidigen.

Ganz anders als bei der Bronzekür in Kanada, wo der Fauxpas Szolkowys beim Doppel-Axel den ersehnten Olympiasieg kostete und eine Brandrede Steuers nach sich zog, will der engagierte Coach diesmal nicht als Wüterich auftreten. »Ich bin entspannter geworden«, beteuerte der frühere Paarlauf-Weltmeister. Und so verschwanden Szolkowy, der diesmal bei einer harmlosen Drehung zu Fall kam, und sein Trainer friedlich miteinander plaudernd im Athletenbus.

Doch ob die neue Lockerheit, die zu alter Stärke und Erfolgen zurückführen soll, einem unmittelbar bevorstehenden Karriere-Ende geschuldet ist, darüber wollen die drei Sachsen erst nach dem Kür-Finale am Mittwoch Auskunft geben. Steuer: »Die Entscheidung darüber ist schon in Vancouver gefallen. Die Ergebnisse von Turin haben keinen Einfluss mehr.«

Den Vize-Europameistern fiel es nicht leicht, nach dem Saisonhöhepunkt Olympia wieder in das regelmäßige Training einzusteigen. »Da war schon sehr viel Müdigkeit«, bekannte Sawtschenko. Die gebürtige Ukrainerin wird vermutlich ihre Laufbahn fortsetzen, entweder mit oder ohne Szolkowy, der im Juli bereits 31 Jahre alt wird und damit bei den Welttitelkämpfen in der Olympiastadt von 2006 ältester männlicher Teilnehmer ist. Und auch für den Stasi-belasteten Steuer könnte es eine weitere Zukunft als Trainer in Chemnitz geben, auch mit deutschen Paaren.

Bislang kann es sich die finanziell klamme Deutsche Eislauf-Union (DEU) nicht leisten, Nachwuchspaare ins ehemalige Karl-Marx-Stadt zu schicken, da sie nach gültiger Rechtslage keine öffentlichen Mittel als Honorar für den 43-Jährigen weiterleiten darf.

Am Rande der Spiele von Vancouver wurden allerdings erste Gespräche geführt, um aus dieser kniffligen Situation herauszukommen. Steuer: »Ich wurde dort wie ein vollwertiges Mitglied der deutschen Olympiamannschaft behandelt, das habe ich als gutes Zeichen verstanden.« Zumindest innerlich verabschiedet hat er sich bereits von einer Klage gegen die DEU über ausstehende Zahlungen in Höhe von 250 000 Euro.

Immerhin würde ja auch der dritte Weltmeistertitel in Folge 67 500 Euro in die Kasse spülen. Die gleiche Summe kommt hinzu, weil Sawtschenko und Szolkowy den olympischen Winter als Weltranglisten-Erste abschließen werden. Bei der letzten Übungseinheit hingegen war nur ungewohnter Beifall das Brot der beiden Kufenkünstler. Wie auf Kommando ließ das Putzgeschwader im Palavela Besen und Wischlappen fallen und applaudierte begeistert.

Deutsches WM-Aufgebot: Paarlauf: Aljona Sawtschenko/Robin Szolkowy (Chemnitz), Maylin Hausch/Daniel Wende (Oberstdorf/Essen). Eistanz: Carolina und Daniel Hermann (Dortmund). Herren: Peter Liebers (Berlin). Damen: Sarah Hecken (Mannheim).

Zeitplan Wettkämpfe:

Heute: Eistanz - Pflichttanz 12.00

Paare - Kurzprogr. 18.00

Mittwoch: Herren - Kurzprogr. 9.30

Paare - Kür 18.30

Donnerstag: Eistanz - Original 12.45

Herren - Kür 18.00

Freitag: Damen - Kurzprogr. 9.00

Eistanz - Kür 18.15

Samstag: Damen - Kür 12.30

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