Sehnsucht nach dem Lager

Zyta Rudzka aus Polen erzählt von einsamen alten Nazi-Opfern

  • Uwe Stolzmann
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Es gibt viele Bücher, die das Grauen des Holocaust beschwören, die Schrecken der Konzentrationslager. Die polnische Autorin Zyta Rudzka hat der großen Sammlung von Zeugnissen und Fiktionen einen außergewöhnlichen Text hinzugefügt. Schauplatz ihres Romans ist ein Altersheim in Warschau, ein Heim für Senioren der Mittelschicht. Hier sind sie gestrandet, gefangen, ein paar Männer, ein paar Frauen, fast alles Akademiker. Gefangen in diesem Haus, in ihren verbrauchten Körpern, in ihren Erinnerungen. Die meisten hier wurden einst von den Nazis gequält. Nun, im Alter, kommt lange Verdrängtes mit Macht zurück. Flashbacks: Eine Frau fühlte sich beim Umzug in das Heim an die Deportation erinnert – mit leeren Händen musste sie fort. Eine andere hinterließ Essensreste in ihrer leeren Wohnung, Reste, überall, das »Vermächtnis vergangenen Hungers«. Eine Seniorin mit Alzheimer ruft: »Wir müssen packen, meine Dame. Die Deutschen kommen.« Eine be...


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