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Ein Leben für den Schachsport

Der Dresdner Großmeister Wolfgang Uhlmann wird heute 75 Jahre alt

  • Dagobert Kohlmeyer
  • Lesedauer: 3 Min.
Wolfgang Uhlmann an dem Schachtisch, den ihm Fidel Castro vermachte.
Wolfgang Uhlmann an dem Schachtisch, den ihm Fidel Castro vermachte.

Die 11 ist eine magische Zahl im Leben von Wolfgang Uhlmann. Elfmal wurde der Großmeister aus Dresden DDR-Meister, bei elf Schacholympiaden setzte er die Figuren. »Das sind emotionale Erlebnisse, die man nicht vergisst«, sagt der Figurenkünstler, der beim Turnier der Nationen 2008 in seiner Heimatstadt auch mit großer Freude Botschafter der Olympiade war.

Zu Hause in Uhlmanns Arbeitszimmer steht ein kostbarer Schachtisch, den er bei Olympia 1966 in Havanna vom kubanischen Staatschef Fidel Castro geschenkt bekam. Das Brett ist eine eingelegte Marmorplatte, die Seiten des Tischs sind für die Arme mit Leder gepolstert, die Figuren aus tropischen Edelhölzern gefertigt. Es ist das wertvollste Souvenir des Großmeisters aus einer ruhmreichen Karriere.

In seiner langen Laufbahn spielte Uhlmann gegen zehn Weltmeister. Fünf davon hat er besiegt, darunter Botwinnik, Fischer und Anand. Die Partie seines Lebens gelang ihm 1962 bei der Schacholympiade in Warna. Mit Weiß fegte der Dresdner dort den Schachkönig Michail Botwinnik aus der UdSSR vom Brett, wobei er für die letzten 12 Züge nur noch eine Minute Bedenkzeit hatte. Wolfgang Uhlmann gewann mehr als 35 internationale Turniere und viele Schönheitspreise für die besten Partien.

Sechs Jahrzehnte Turnierschach, da erlebt man Höhen und Tiefen. Von 1974 bis 1988 durften Uhlmann und seine Großmeisterkollegen nicht an Weltmeisterschaften und Schacholympiaden teilnehmen. Diese wurden von der DDR-Sportführung boykottiert. Nach Uhlmanns Worten ein »scheußlicher Beschluss«.

Als das politische Tauwetter einsetzte, waren er und das DDR-Team wieder mit von der Partie. »Ich freute mich vor allem für unsere jungen Spieler, die jetzt ebenfalls das olympische Flair erleben konnten.«

Auch als Schach-Autor hat sich der Dresdner einen Namen gemacht. Er schrieb u.a. einen Bestseller über seine Lieblingseröffnung, die Französische Verteidigung. Wolfgang Uhlmann gilt weltweit als deren größter Kenner. Kein Geringerer als Anatoli Karpow konsultierte ihn deshalb zur Vorbereitung auf einen WM-Kampf gegen Viktor Kortschnoi. Hohe Anerkennung zollte auch Großmeister Artur Jussupow: » Man kann nicht Französisch lernen, ohne Uhlmanns Partien zu studieren.«

Bei dessen 75. Geburtstag wird es heute ein wenig stiller zugehen als zu seinem 60. Damals gab es ihm zu Ehren in Dresden ein Turnier, bei dem nur Französisch gespielt wurde. Der Jubilar gewann natürlich und bezeichnet diesen Event noch heute als Riesensache. Etwas später erhielt er noch eine andere, besondere Würdigung. Uhlmann gehört nach Meinung einer Dresdner Zeitung zu den 100 bekanntesten Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts aus Elbflorenz, was die Popularität des Schachhelden noch unterstreicht. Damit befindet er sich in der illustren Gesellschaft solcher Größen wie Theo Adam, Peter Schreier, Manfred von Ardenne, Ingrid Krämer-Gulbin, Gret Palucca, Ludwig Güttler oder Matthias Sammer.

Der viel Gelobte glänzte nicht nur als starker Schachspieler und gefragter Lehrer für den Nachwuchs. Uhlmann wird auch von vielen Weggefährten, darunter die Ex-Weltmeister Smyslow und Spasski, wegen seiner angenehmen Persönlichkeit geschätzt. Der Dresdner hat längst einen festen Platz in der Schachgeschichte. ND-Leser konnten seine Spielkunst vor zwei Jahren hautnah beim Simultan in Berlin bewundern. Es war das 50. Pressefest; natürlich wurde zu dem Jubiläum kein anderer als die Schachlegende Wolfgang Uhlmann eingeladen.

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