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Leere Staatskassen gut versteckt

Schlüssel für den Neubau des Finanzministeriums in der Landeshauptstadt übergeben

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.
Fotos: ZB/Settnik
Fotos: ZB/Settnik

Symbolisch mit einem riesigen Schlüssel, der das Euro-Zeichen trägt, wurde gestern das neue Gebäude des Finanzministeriums in Potsdam seiner Bestimmung übergeben. Finanzminister Helmuth Markov (LINKE) sitzt also nicht nur auf leeren Kassen, sondern noch auf gepackten Koffern.

»Habt ihr eure Kaffeemaschine schon ausgepackt«, erkundigte sich eine Frau lauthals über den langen Flur hinweg, der mit Umzugskisten und Zimmerpflanzen vollgestellt ist. Sicher, wenn so eine große Behörde auf Reisen geht, dürfen die zentralen Dinge des Lebens nicht fehlen. Das Finanzministerium zieht dieser Tage um, von Potsdam nach Potsdam sozusagen. Die nach der Wende hergerichteten Kasernengebäude eines einstigen Regiments der DDR-Grenztruppen in der Steinstraße genügen den neuen Anforderungen nicht mehr. Nun bezieht das Finanzressort gegenüber der Staatskanzlei im Stadtzentrum einen u-förmigen Neubau. An das neue Ministerium grenzen die Friedrich-Engels-Straße und die Friedhofsgasse.

Am Rande der feierlichen Eröffnung wurde gestern über die Farbe des Hauses gerätselt: Eine Art Rot ist das, sicher. Aber welches? Bordeaux? Englischrot? Ziegelsteinrot? Helles Zinnober? Terrakottafarben? »Ich hätte mir das Rot natürlich noch etwas dunkler gewünscht«, sagte Finanzminister Markov vor seinen Mitarbeitern und Gästen. Die Auswahl hatte noch Helmuth Markovs Amtsvorgänger Rainer Speer (SPD) vorgenommen.

Zumindest farblich hebt sich der eher schmucklose und funktionale Bau von den übrigen beige- und lindgrünfarbenen Gebäuden der Umgebung ab. Nur noch zwei Regierungsstandorte sollen in ferner Zukunft in der Stadt verbleiben. Alle übrigen Liegenschaften werden beziehungsweise wurden geräumt.

Auch in anderer Hinsicht hebt sich dieser Neubau ab. Er wurde – wie von der Vorgängerregierung aus SPD und CDU beschlossen und ähnlich wie jetzt auch das Landtagsschloss – in der Form einer öffentlich-privaten Partnerschaft errichtet. Den Bau übernahm und um den Betrieb kümmert sich in den nächsten 30 Jahren eine private Firma. Das Land zahlt ab.

Ein Vertreter des Unternehmens verkündete, die Intentionen des Bauherren seien gewesen: preußisch, karg und rot. Finanzminister Markov leistete sich dennoch ein paar Schwärmereien, pries das Gebäude als »wunderschön«. Es passe sich ein, und auch das Mobiliar sei »wirklich sehr schön« und das Ganze werde nicht nur 30, sondern 100 Jahre halten. Im Inneren verbreitet das Haus noch die Atmosphäre eines mehretagigen Containers. Die Decken – auch im Ministerbereich – sind sparsam niedrig gehängt.

Zur Feier des Tages wurde einmal nicht von drückender Kassenlage und überbordender Neuverschuldung gesprochen. Doch müssen im neuen schönen Haus Antworten gefunden werden, weil im Land Brandenburg Soll und Haben nicht mehr übereinstimmen. Im Arbeitszimmer des Ministers stehen die Bilder noch auf dem Boden, von denen sich Helmuth Markov inspirieren lassen will. Es sind allesamt Zeugnisse des Surrealismus.

Staatssekretärin Daniela Trochowski entschied sich für ein Foto von Rosa Luxemburg. »Es hat mich begleitet, wo immer ich war.« Im unteren Teil des Fotos ist ein Satz der Revolutionärin abgedruckt, in dem ausnahmsweise einmal nicht von Andersdenkenden die Rede ist: »Wie Lassalle sagt, ist und bleibt die revolutionärste Tat, immer das zu sagen, was ist.«

Wo denn die beklagenswert leeren Kassen untergebracht sind, wurde Staatssekretärin Daniela Trochowski gefragt. Ihre Antwort: »Die haben wir gut versteckt.«

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