Lobbyisten als Lokführer

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 2 Min.

Der sogenannte Pflege-TÜV ist in der Kritik seit er eingerichtet wurde. Nach langem Streit um die Kriterien der Heimbewertung konnten im Dezember des vergangenen Jahres die ersten Noten im Internet abgerufen werden, Ende dieses Jahres sollen die letzten Einrichtungen geprüft sein. So schwerfällig wie eine alte Dampflokomotive hat sich das Transparenz versprechende System in Bewegung gesetzt, das eine gute Beurteilung dennoch nicht ermöglichte. Wenn das nette Freizeitangebot Mängel in der medizinischen Betreuung ausgleichen kann, ist niemandem geholfen. Genau das aber ist möglich. So hat man beispielsweise in einem Heim in München große Mängel festgestellt, aber der Prüfbericht fiel insgesamt positiv aus. Wie absurd.

Experten haben schon in der Vorbereitungsphase kritisiert, dass dieser Pflege-TÜV zu viele Schlupflöcher bietet. Doch damals konnten die Betreiber der Einrichtungen dafür sorgen, dass sie durch die neuen Prüfverfahren nicht allzu sehr in Bedrängnis geraten. Mängelvertuschung und zu wenig Transparenz waren eigentlich programmiert. So gesehen spricht viel dafür, dass diese Regelungen geändert werden, obwohl sie noch nicht einmal komplett in Kraft getreten sind.

Es wäre allerdings dringend notwendig, dass die Krankenkassen bei ihren neuen Plänen wirklich dafür sorgen, dass ihre Vorstellungen von unabhängiger, wissenschaftlich fundierter und ergebnisoffener Prüfung nicht wieder von den Interessen der Lobbyisten durchkreuzt werden, die mit der Betreuung alter und kranker Menschen in erster Linie eines wollen: Geld verdienen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.