ND-Wanderer in der Waldschule

Die Umweltbildungsstätte im Briesetal informiert auch über den alten Beruf des Harzers

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.
ND-Wanderer in der Waldschule

In den nachgemachten Biberbau dürfen Kinder hineinkriechen, wenn sie nicht größer als 1,50 Meter sind. Ein Sechsjähriger wirft sich auf Hände und Knie und krabbelt los. Den Barfußpfad mit Zweigen, Holzstämmen und anderen Abschnitten nimmt das Kind, ohne die Schuhe auszuziehen. Dafür ist es noch zu kalt. Spaß macht auch das Angeln am Teich. Die Fische sind allerdings aus Holz geschnitzt und mit einer Öse versehen. Mit Vergnügen wirft der Knirps die Stücke klatschend ins Wasser und fischt sie dann am Haken wieder heraus. Ein Aussichtshäuschen und ein Spielplatz sind ebenfalls vorhanden auf dem Freigelände der Waldschule Briesetal.

Teilnehmer der ND-Frühjahrswanderung am 18. April passieren die Waldschule. Gestartet wird von 8 bis 11 Uhr am S-Bahnhof Borgsdorf. Ziel ist das Restaurant am Boddensee in Birkenwerder. Zur Auswahl stehen eine 7,5 und eine 14 Kilometer lange Strecke (Start- und Wanderkarten kostenlos).

Wer unterwegs die Waldschule Briesetal aufsuchen möchte, muss dort allerdings einen Euro Eintritt entrichten. Kinder zahlen 50 Cent. Es lohnt sich. Die von einem Verein betriebene Umweltbildungsstätte ist am 18. April extra schon ab 9.30 Uhr geöffnet. Nahe des Eingangs steht das Modell eines Parasolpilzes, weiter hinten hängt eine echte Scheibe der Königseiche, die 1725 im Krämerwald keimte und im Jahr 2000 abstarb. Punkte markieren, wie dick die Eiche war, als zum Beispiel Johann Wolfgang von Goethe zur Welt kam oder der Zweite Weltkrieg endete.

Die Eiche war 1994 Baum des Jahres, die Waldkiefer 2007. Das Kolophonium im Harz der Kiefern wurde in der DDR verwendet für die Produktion von Farben und Lacken. Zu 70 Prozent besteht das Harz aus Kolophonium und zu 18 Prozent aus Terpentinöl. Letzteres diente der Herstellung von Medikamenten wie synthetischem Kampfer. Die Arbeit der Harzer erforderte Geschick und Kraft. Hobel, Hammer und Tropfrinnenzieher – das waren ihre Werkzeuge. Unter der abgeschabten Borke mussten diese Arbeiter eine senkrechte Tropfrinne und drei Millimeter tiefe, schräge Rinnen reißen. Jede Rille lieferte 60 Gramm Harz. Nach etwa vier Tagen – das hing von der Witterung ab – kam die nächste Rille dran. 18 Kilogramm Harz ließen sich aus einer 120 Jahre alte Kiefer gewinnen.

Im Schnitt wurden von 1950 bis 1989 pro Jahr 10 000 Tonnen Harz gewonnen. In den letzten Jahren der DDR wäre der Ertrag eigentlich gesunken, weil es nur noch wenige alte Kiefernbestände gab, die noch nicht geharzt waren, verrät eine Schautafel in der Waldschule. Mit chemischen Reizmitteln sei der Ertrag aber hoch gehalten worden. Mit der Marktlage nach der Wende habe sich das Harzen nicht mehr gelohnt. Der Beruf sei verschwunden.

Der ausgestopfte Eisvogel im kleinen Ausstellungsraum befindet sich in einer Vitrine. Er musste gesichert werden, nachdem ein präpariertes Exemplar des seltenen Tiers gestohlen wurde, erzählt ein Lehrer im Ruhestand, der sich im Verein der Waldschule engagiert. Der ausgestopfte Biber stamme aus der Uckermark, verrät der Lehrer. Das Tier sei von einem Baum erschlagen worden, den es selbst gefällt hatte.

Waldschule Briesetal, Briese Nr. 13, Tel.: (03303) 40 22 62, geöffnet das ganze Jahr über montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr sowie in der Zeit von März bis Oktober sonntags von 12 bis 17 Uhr, www.waldschule-briesetal.de

Auf dem Gelände der Waldschule gibt es auch ein Waldxylofon (unten).
Auf dem Gelände der Waldschule gibt es auch ein Waldxylofon (unten).
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