GEW kritisiert Senat

Gewaltvorfälle an Schulen würden ignoriert

  • Lesedauer: 2 Min.

(dpa). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wirft dem Senat vor, vor Gewalt an Berliner Schulen die Augen zu verschließen. »Ich finde die Entscheidung falsch, zu sagen, es gibt harmlose Gewalt, von der wollen wir nichts wissen«, kritisierte die Berliner GEW-Chefin Rose-Marie Seggelke. »Die Senatsverwaltung müsste ein Interesse daran haben, zu sehen, wie das Klima insgesamt an den Schulen ist.« Hintergrund ist, dass Schulen dem Senat nicht mehr jede Gewalttat melden müssen. Die Meldepflicht entfällt zum Beispiel für Raufereien, leichte Sachbeschädigungen und Beleidigungen. Es sei wichtig, Gewalt an Schulen in ihren Anfängen zu ersticken, sagte Seggelke. Die Neuregelung unterlaufe diesen Ansatz. »Wenn an einer Schule jeden Tag kleinere Delikte wie Sachbeschädigungen und Schlägereien auf dem Schulhof vorkommen, dann sollte sich die Senatsverwaltung dafür interessieren und da eventuell auch jemanden hinschicken.« Manchen Schulen komme die gelockerte Meldepflicht entgegen. Sie glaubten, auf diese Weise eine Rufschädigung verhindern zu können, sagte die Gewerkschafterin. »Eine Schule sieht es immer noch als Makel an, wenn sich bei ihr Gewaltvorfälle häufen.« Durch die geänderte Bestimmung werde die Gewaltstatistik geschönt.

Die Zahl der Gewalttaten an Berliner Schulen war zuvor gestiegen. Im Schuljahr 2008/2009 wurden laut Bildungsverwaltung 1817 Fälle gemeldet, 185 mehr als 2007/2008. Durchschnittlich sei jede zweite Schule betroffen gewesen. Schulen müssten nun verstärkt selbst gegen Gewalt vorgehen, sagte Seggelke. Auf keinen Fall dürften gewalttätige Schüler das Gefühl bekommen, ihr Handeln bleibe ohne Konsequenzen. Dann drohe eine Gewaltspirale. Wenn das Kollegium die Probleme allein nicht mehr bewältigen könne, sollte sich eine Schule an die Senatsverwaltung wenden und um Hilfe bitten, zum Beispiel in Form von Schulungen.

Die Senatsverwaltung für Bildung will nach Angaben eines Sprechers mit der veränderten Regelung Schulen Bürokratie ersparen. Gravierende Gewalttaten wie Prügeleien mit Verletzten, sexueller Missbrauch oder schwere Sachbeschädigungen müssten weiterhin gemeldet werden.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.