Schneller durch den Osten

Der Bau der Tangentialen Verbindung wird geprüft, der Trassenverlauf ist umstritten

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit der Diskussion um die Verlängerung der Stadtautobahn A 100 nach Treptow ist ein weiteres Straßenbauprojekt in den Fokus der Öffentlichkeit geraten: Die Tangentiale Verbindung Ost (TVO) zwischen Marzahn und Adlershof. Schon zu DDR-Zeiten geplant, ist sie im Norden mit der Märkischen Allee seit langem fertig, ihr Abschnitt in Köpenick seit 2007, an der Verlängerung zum Adlergestell wird gebaut. Fehlt nur noch das sechs Kilometer lange Mittelstück durch die Wuhlheide. Eine Machbarkeitsstudie der Stadtentwicklungsverwaltung des Senats bescheinigte ihr jetzt, dass der Nutzen der Verbindung sieben Mal so hoch wäre wie die Kosten.

Zu einem ähnlichen Ergebnis war bereits der Verband Deutscher Grundstücksnutzer (VDGN) vor zwei Jahren gekommen. Er kritisiert jedoch die vom Senat geplante Streckenführung östlich des Berliner Außenrings der Bahn. »Dort wären 10 bis 15 Grundstücksbesitzer betroffen, die enteignet werden müssten«, so VDGN-Präsident Peter Ohm. Dies würde zu langwierigen juristischen Auseinandersetzungen führen und den Bau weiter verzögern. Außerdem müssten hohe Schallschutzwände errichtet werden, was einen massiven Wertverlust der Grundstücke bedeuten und den Widerstand der »mehreren hundert« Anwohner weiter anstacheln würde.

Der VDGN schlägt deshalb eine Trasse östlich der Bahn vor, wo es keine unmittelbare Wohnbebauung gibt. Die Straße würde zumeist über Eisenbahnbrachflächen wie den nicht mehr genutzten Güterbahnhof Wuhlheide verlaufen, womit auch Eingriffe in die Natur gering blieben, argumentiert der VDGN. Auch Gehege des Tierparks müssten nicht weichen, lediglich ein Stück der Parkeisenbahn umverlegt werden, was aber für das FEZ kein Problem wäre. Laut VDGN ist die Ostvariante auch teurer, weil mehr Brücken errichtet werden müssten.

Das sieht der Senat genau anders herum. Für die Westtrasse seien mehr technische Bauwerke nötig, so Petra Rohland, Sprecherin von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD). Diese Variante würde zudem in ein ökologisch wertvolles Gebiet, das Habitat Biesdorfer Sand, eingreifen, »und das machen wir nicht«. Laut Rohland sind auch höchstens drei Grundstücke betroffen. Der Vorteil der vom Senat favorisierten Strecke auf der Ostseite der Bahn sei vor allem, dass sie den Verkehr besser bündele und so mehr Entlastung für die angrenzenden Gebiete schaffe. Das allerdings bezweifelt der VDGN, da die Westtrasse dichter an der Treskowallee liegt und somit ihr Entlastungseffekt größer sein müsste. Außerdem befürchtet er, dass der jetzt geplante zweispurige Ausbau den Verkehr nicht aufnehmen kann. Die bereits fertiggestellten TVO-Abschnitte sind vierspurig. Einig ist sich der Verband mit der Stadtentwicklungssenatorin allerdings in einem: »Die TVO ist keine Alternative zur A 100«, sagt auch VDGN-Gründer Eckhart Beleites.

Wann der etwa 40 Millionen Euro teure letzte TVO-Abschnitt gebaut wird, steht in den Sternen, da die Finanzierung noch nicht gesichert ist. Der VDGN schlägt die Verwendung von EU- und Aufbau-Ost-Mitteln vor.

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