Hoffnung für Schloss Schwarzburg

Nach dem Richtfest am Zeughaus der Thüringer Ruine werden kühne Zukunftspläne geschmiedet

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Nach Jahrzehnten des Verfalls soll Schloss Schwarzburg im Thüringer Wald ab 2015 mit einem in Deutschland einzigartigen Museum Touristen anlocken. Mehr als drei Millionen Euro sollen in die Sanierung des von den Nazis zur Ruine gemachten Gebäudes fließen.

Schwarzburg (dpa/ND). Für Schloss Schwarzburg ist die Wirtschaftskrise ein Segen. »Eine Krise musste kommen, den Banken gebührt der Dank«, dichteten die Zimmerleute am Dienstag beim Richtfest des Zeughauses. Denn mit der Krise flossen 600 000 Euro aus dem Konjunkturprogramm und brachten entscheidenden Schub für das Bauprojekt. Nun soll die von den Nazis zur Ruine verschandelte Stammburg der Schwarzburger Fürsten zum Touristenmagneten im Thüringer Wald werden.

Nicht nur ein in Deutschland einzigartiges Zeughausmuseum soll Gäste aus nah und fern anlocken, auch eine Gedenkstätte für deutsche Verfassungsgeschichte ist geplant. Denn in Schwarzburg hatte Reichspräsident Friedrich Ebert am 11. August 1919 die Weimarer Verfassung unterzeichnet.

Die Waffen der Fürsten

»Wir wollen, dass das Zeughaus in Schwarzburg vollständig wiederersteht«, sagte Stiftungsdirektor Helmut-Eberhard Paulus beim Richtfest. Mehr als drei Millionen Euro sollen insgesamt in die Sanierung und den Wiederaufbau des zerstörten Torbaus fließen, der die Serviceeinrichtungen des Museums beherbergen soll. Im Zeughaus will die Stiftung die frisch restaurierte Waffensammlung der Schwarzburger Fürsten präsentieren: rund 4000 Rüstungen, Harnische sowie Hieb- und Stichwaffen, teils aus dem Dreißigjährigen Krieg. Die ältesten Stücke stammen aus dem 15. Jahrhundert. Eine Sammlung, die an ihrem angestammten Ort präsentiert wird, gibt es laut Kunsthistorikerin Kristine Glatzel vom Vorstand des Fördervereins Schloss Schwarzburg bislang in Deutschland noch nicht. »Das ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. In Europa existieren bislang nur drei Zeughäuser mit originaler Waffensammlung.«

Bis der Traum Wirklichkeit wird, ist es noch ein weiter Weg. Wie Stiftungsdirektor Paulus einräumt, ist die Finanzierung des zweiten Bauabschnittes noch nicht komplett gesichert. Gebraucht werden dafür mehr als zwei Millionen Euro. Dennoch zeigte er sich zuversichtlich, das Geld zusammenzubekommen. Auch die Finanzierung des Zeughausmuseums ist noch unklar. Allein die Kosten für die Einrichtung werden auf rund 1,5 Millionen Euro geschätzt. Zu Jahresbeginn hatten sich deshalb etliche Politiker aus der Region Saalfeld-Rudolstadt in einem Memorandum an die Landesregierung gewandt. Man hofft auf positive Signale aus Erfurt, wenn das Grobkonzept für das Museum steht. Das soll bis Herbst geschehen.

Hitler plante Gästehaus

Das einst imposante Schloss auf einem Bergsporn im idyllischen Schwarzatal wurde 1071 erstmals urkundlich erwähnt. Adolf Hitler wollte an dessen fast tausendjährige Geschichte anknüpfen und es zu einer Unterkunft für ausländische Staatsgäste umbauen. Geplant waren ein Kaminzimmer, ein Speisesaal mit zehn Meter langer Tafel und ein Bunker. Das Schloss wurde komplett entkernt, das Torhaus abgerissen. Doch 1942 brachen die Arbeiten ab. Zurück blieb die Ruine, die in den folgenden Jahrzehnten verfiel.

Mit der Sanierung des Zeughauses hat sich das Blatt gewendet. Laut Paulus werden im kommenden Jahr erste Arbeiten am Hauptschloss beginnen. Es soll künftig nicht nur die Gedenkstätte für Verfassungsgeschichte, sondern auch ein Haus des Gastes für die Region Schwarzatal beherbergen.

Dass die erste Demokratie auf deutschem Boden in Schwarzburg und nicht in Berlin oder Weimar in Kraft gesetzt wurde, lag daran, dass Reichspräsident Ebert damals seinen Sommerurlaub in dem kleinen Ort verbrachte. In neun Jahren steht das 100. Verfassungsjubiläum an. Dann könnte bereits die Gedenkstätte auf der Schwarzburg an das Ereignis erinnern.

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