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UV-Licht kann nicht alles

Ungeachtet verstärkter Kontrollen gibt es mehr gefälschte Euro-Noten – auch in Rheinland-Pfalz

  • Imke Hendrich, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Im vergangenen Jahr sind in Rheinland-Pfalz 5700 falsche Euro-Scheine aufgetaucht. Das waren deutlich mehr als 2008. »Offenbar haben sich die Hersteller der Falsifikate wieder neu organisiert«, heißt es im Dezernat Organisierte Kriminalität beim Landeskriminalamt in Mainz.

Monopoly-Geld, ausgeschnitten mit einer Nagelschere aus der Zeitung – doch der Kassiererin in der Spielhalle fiel nichts auf, als sie den falschen 500-Euro-Schein in der Hand hielt. Schließlich gab es die neue Währung erst seit zwei Wochen. »Seit diesem ersten Fall eines falschen Euro-Scheins, der in Rheinland-Pfalz aufgetaucht ist, sind die Fälschungen immer professioneller geworden«, berichtet der Leiter des Dezernats Organisierte Kriminalität beim Landeskriminalamt, Dieter Gallus.

Im vergangenen Jahr seien landesweit 5700 gefälschte Banknoten im Nennwert von 387 249 Euro entdeckt worden, die Hälfte davon nachgemachte Fuffziger. Das waren im Vergleich zu 2008 insgesamt rund 3800 Falsifikate mehr. Experte Gallus hat dafür eine Erklärung parat: »Offenbar haben sich die Hersteller wieder neu organisiert.«

Nur noch bargeldlos?

Nachdem vor vier bis fünf Jahren unter anderem in Italien größere Fälschungswerkstätten ausgehoben worden waren, ging die Zahl der »Blüten« zunächst zurück. Das Falschgeld, das heute auf dem europäischen Markt kursiert, kommt nach Angaben von Gallus vor allem aus Süd- und Südosteuropa.

Ein »dicker Fisch« ging den Fahndern des LKA in Rheinland-Pfalz im vergangenen Sommer bei verdeckten Ermittlungen in Netz: Unter Vorspielen, man habe Interesse an großen Mengen Falschgeld, konnten die Ermittler in der Pfalz einer Bande falsche Banknoten im Nennwert von 171 000 Euro abnehmen. Als der Lieferant die Plastiktüte mit dem Geld übergab, klickten die Handschellen. Sechs Verdächtige wurden festgenommen.

Die drei Haupttäter sind inzwischen zu Haftstrafen verurteilt worden, sagt Gallus. Das Falschgeld kam nachweislich aus Italien. »Falschgeldkriminalität ist ein Problem – dabei geht es neben dem wirtschaftlichen Schaden auch darum, dass das Vertrauen ins Geld schwindet«, meint der LKA-Fachmann. Schließlich sehe man schon jetzt etwa an Tankstellen Hinweise, dass keine 500-Euro-Scheine mehr angenommen werden.

»Irgendwann steht da, wir nehmen kein Bargeld mehr«, spitzt Gallus die Lage zu. Während zu Beginn der Euro-Ära 80 bis 90 Prozent der bei Bundesbankfilialen, Geldbearbeitungsunternehmen oder direkt im Handel entdeckten nachgemachten Scheine im Wert von 50 Euro waren, hat sich das gewandelt. »Heute sind noch die Hälfte falsche 50er. Gefälschte 20er und 100er-Scheine haben zugenommen.«

Von noch größeren Scheinen nehmen die Täter offenbar Abstand, denn »je höher der Wert ist, desto größer die Gefahr, dass genauer kontrolliert wird«. Die UV-Überprüfung, die in einigen Supermärkten an der Kasse bei Scheinen vorgenommen wird, hält der LKA-Mann allerdings für bedenklich. Die meisten Verkäuferinnen wüssten gar nicht, worauf genau sie achten müssten. Und außerdem: »Die UV-Eigenschaft nachzumachen ist kein Problem. Sie ist eben nur ein Sicherheitsmerkmal.«

Verschwommene Münzen

Aber wie erkennt man nun Fälschungen? »Generell sollte man sich nie auf nur ein Sicherheitsmerkmal konzentrieren«, betont Gallus. Nach Angaben der Bundesbank, die umfassendes Informationsmaterial anbietet, können die meisten Fälschungen mit einfachen Tests (»Fühlen-Sehen-Kippen«) von echten Banknoten unterschieden werden. Münzfälschungen wirkten oft verschwommen oder das Metall sei uneben. Wer eine falsche Banknote findet, kann sie laut Bundesbank bei der Polizei oder in Bankfilialen abgeben. Einen Ersatz gibt es dafür allerdings nicht.

Und übrigens: Das immer wieder gern genutzte Synonym »Blüte« für Falschgeld ist nicht korrekt, wie Gallus betont. Denn: »Blüten« sind beispielsweise Spielgeld oder nachgemachte Scheine für Reklamezwecke. »Besteht aber eine Verwechslungsgefahr mit echten Scheinen, dann begeht man eine Ordnungswidrigkeit.«

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