Angst vor dem Spendeneinbruch

Einige soziale Unternehmen leiden bereits unter Auswirkungen des Treberhilfe-Skandals

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Skandale um die Treberhilfe sowie um den Frauennothilfe-Verein Hatun & Can werfen dunkle Schatten. Soziale Unternehmen und Vereine spüren wachsendes Misstrauen unter den Spendern. Beispielsweise die Berliner Tafel teilt mit, dass in ihrer gemeinsam mit Kirchen und rbb durchgeführten Osteraktion »Eins mehr!«, bei der Lebensmittel gespendet werden, das Spendenergebnis im Gegensatz zu 2009 um etwa ein Viertel zurückging. Viele Spenden wurden mit dem Verweis auf die Machenschaften der Treberhilfe zurückgewiesen. »Darunter leidet dann auch die Motivation unserer Ehrenamtlichen«, beklagt die Tafel.

Auch »mob – obdachlose machen mobil e.V.« gibt bekannt, dass Verkäufer der Straßenzeitungen »strassenfeger« oder »motz« in einigen Fällen mit der Begründung »wir zahlen doch nicht die Dienstwagen eurer Chefs« abgewiesen werden. Der Verein beteuert, im Gegensatz zur Treberhilfe, über gar keinen Dienstwagen zu verfügen, sondern alle Wege mit dem Fahrrad oder Öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewältigen.

Beschimpfungen und Spendeneinbrüche konnten aber nicht alle Obdachlosenhilfe-Vereine bestätigen. Andrea Kuper von der Berliner Stadtmission erklärt, dass die Aktion »Kältehilfe« für den Kältebus am 31. März ohne Spendenrückgang abgeschlossen wurde. »Wir pflegen einen engen Kontakt zu unseren Spendern. Jeder soll nachvollziehen können, was mit seinem Geld passiert. Einrichtungen wie die Bahnhofsmission sind deshalb für alle Besucher zugänglich.«

Der Paritätische Wohlfahrtsverband Berlin bewertet die Skandale der vergangenen Wochen als Einzelfälle. Bei der Treberhilfe hätten Kontrollen versagt. Doch »kaum ein Bereich in unserer Gesellschaft ist so reglementiert und kontrolliert wie die Erbringung sozialer Hilfeleistungen durch freie Träger«, heißt es auf der Website des Dachverbandes. Der wichtigste Punkt sei, dass Organisationen ihre Gewinne möglichst schnell für die soziale Arbeit reinvestieren müssen. Der Verband habe bisher von keiner seiner 650 Mitgliedsorganisationen gehört, dass Spenden wegen der Affären massiv zurückgingen.

Ein Spendeneinbruch bei sozialen Vereinen und Unternehmen kann also bisher nicht bilanziert werden. Aber die Angst davor ist groß. Grit Grossmann, Sprecherin der Obdachlosenhilfe »Die Brücke e.V.«, befürchtet, dass das Fehlverhalten des Ex-Chefs der Treberhilfe, Harald Ehlert, »die gute Arbeit der Treberhilfe und der gesamten Berliner Obdachlosenhilfe in Misskredit bringen kann«.

Laut Medienberichten soll Ehlert durch sein exorbitantes Monatsgehalt und auf Kosten der Treberhilfe ein Luxusleben geführt haben. Maserati und mondäne Villa inklusive. Er hatte sich selbst als Sozialunternehmer gesehen, dem die Hälfte der Gewinne zustünde. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn unter anderem wegen des Verdachts der Untreue.

Um solche Fälle zu verhindern, wird der Senat künftig den Organisationen schärfere Kontrollen und Transparenzverpflichtungen auferlegen. Die genauen Maßnahmen sollen mit Wohlfahrtsverbänden und Transparency International ausgearbeitet werden. Berlins Sozialsenatorin Carola Bluhm (LINKE) und Brandenburgs Sozialminister Günter Baaske (SPD) haben einen »Ehrenkodex« für soziale Unternehmen vorgeschlagen. Demnach soll ausgeschlossen werden, dass der Geschäftsführer zugleich Vorstand sein kann. Außerdem sind Verpflichtungen zur Offenlegung von Gehältern und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Gespräch.

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