Rotes Rathaus mit Gleisanschluss
Start für den Weiterbau der U-Bahn-Linie 5 vom Alex zum Brandenburger Tor
Recht locker kletterte Klaus Wowereit gestern vorm Roten Rathaus in einen Bagger, um den ersten Rammstoß für die Verlängerung der U-Bahn-Linie U 5 vom Alex zum Brandenburger Tor auszulösen. Denn ursprünglich hatte der Regierende Bürgermeister einige Probleme, sich mit der Riesenbaustelle direkt vor seinem Amtssitz anzufreunden. BVG-Chef Andreas Sturmowski merkte denn auch süffisant an, man werde ihn vielleicht etwas stören, »aber hoffentlich nicht inhaltlich«.
Zunächst wird es aber noch relativ geräuschlos zugehen, denn bis April 2011 sind zunächst die Archäologen am Werk. Wowereit ist schon gespannt, »welche Leichen da zutage gefördert werden«. Erst, wenn man es weiß, wird also die große Baugrube ausgehoben, in der bis Ende 2015 der Bahnhof Berliner Rathaus entstehen soll. Im Juni nächsten Jahres wird auch mit dem Bau der beiden anderen neuen Bahnhöfe Museumsinsel und Unter den Linden sowie der Startbaugrube für die riesige Schildvortriebsmaschine auf dem Marx-Engels-Forum begonnen, die von hier aus unterirdisch die letzten 1,6 Kilometer Strecke Richtung Westen bohrt. Ihr muss schon im Mai das Marx-Engels-Denkmal weichen. Die Anlage wandert für die Bauzeit komplett an den nordwestlichen Rand des Forums an die Spree und macht dort einen interessanten Schwenk – die beiden Philosophen blicken nicht mehr nach Osten, sondern nach Westen.
Der insgesamt 2,2 Kilometer lange Lückenschluss zwischen Alex und Brandenburger Tor soll 433 Millionen Euro kosten und ist damit noch teurer als der 1,8 Kilometer lange Abschnitt vom Hauptbahnhof zum Brandenburger Tor, der im August vergangenen Jahres als U 55 in Betrieb ging und 320 Millionen Euro verschlang. Mitte 2017 soll die gesamte Strecke in Betrieb gehen.
Das Rote Rathaus allerdings kann man voraussichtlich schon Anfang 2016 mit der U-Bahn erreichen, denn hier ist nur der Bahnhof neu zu bauen. Der Tunnel vom Alex reicht 500 Meter weit bis kurz vor das Gebäude und wird als Aufstellanlage für die Züge genutzt. Diese Anlage wird in das Untergeschoss des Bahnhofs verlegt. Der Bau der restlichen Strecke hat es in sich. Sie unterquert die Schlossbaustelle, Spree und Spreekanal sowie die U 6. Vor dem Start der Schildvortriebsmaschine, der für 2013 geplant ist, muss deshalb die Bodenplatte für das neue Stadtschloss, dessen Bau im nächsten Jahr beginnen soll, fertig sein. Falls nicht, »muss uns was einfallen«, so BVG-Projektleiter Carsten Liebich. Die Maschine gräbt sich in etwa 20 Meter Tiefe unter der Schlossbaustelle durch. Um einen ausreichenden Puffer zwischen Tunnel und Schlosskeller zu lassen, wurde sicherheitshalber eine Nummer kleiner geordert: Statt 9 Meter soll sie nun einen Durchmesser von 6,5 Meter haben.
Zum Bau des Bahnhofs Museumsinsel wird der Spreekanal teilweise zugeschüttet und der Baugrund vereist. Besonders kompliziert wird es Unter den Linden, wo die U 5 die U 6 unterquert und in 25 Metern Tiefe ein gemeinsamer Bahnhof entsteht. Von April 2012 bis März 2013 muss dazu der Betrieb auf der U 6 unterbrochen werden, der südliche Abschnitt der Friedrichstraße wird ebenso gesperrt wie die südliche Fahrbahn Unter den Linden. Als Lärmschutz sollen »temporär« bis zu drei Etagen hohe Schutzwände aufgebaut werden. Weil der Kreuzungsbahnhof nur 100 Meter entfernt vom Bahnhof Französische Straße der U 6 entsteht, soll dieser stillgelegt und eventuell für Veranstaltungen genutzt werden.
Der Weiterbau berge auch Risiken, sagte Wowereit. Unter Experten gibt es schon jetzt Zweifel, ober der Endtermin zu halten ist. Die U 55 hatte drei Jahre Verspätung.
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