Proteste gegen Beisetzung im Wawel

Polen: Pilotenfehler führte offenbar zu Absturz der Präsidentenmaschine

  • Lesedauer: 2 Min.
Die Ermittlungen nach dem Absturz des Flugzeugs mit dem polnischen Präsidenten und seiner Delegation deuten nach Medieninformationen auf einen Pilotenfehler hin.

Moskau/Warschau (AFP/ND). Nach dem Absturz der polnischen Präsidentenmaschine am vergangenen Wochenende scheinen die Untersuchungen russischen Medienberichten zufolge einen Pilotenfehler zu bestätigen. »Eine Analyse der Beweismittel, darunter erste Ergebnisse der Auswertung der Flugschreiber, zeigen, dass ein Pilotenfehler zu dem Unglück führte«, meldete die Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag unter Berufung auf Ermittlerkreise. Die Piloten seien möglicherweise nicht mit den Besonderheiten der Steuerung des Flugzeugtyps TU-154 vertraut gewesen. So verliere die Maschine nach einem starken Sinkflug auch bei waagerechter Flugbahn zunächst weiter an Höhe.

Russische Behörden hatten technisches Versagen als Ursache für die Tragödie ausgeschlossen. Nach dem Unglück waren Spekulationen laut geworden, dass die Piloten unter Druck gesetzt worden sein könnten, das Flugzeug trotz schlechten Wetters zu landen. Zwei der drei Flugschreiber werden laut Interfax von polnischen und russischen Ermittlern in Moskau gemeinsam ausgewertet. Die Daten eines dritten Flugschreibers werden in Polen untersucht.

Bei dem Unglück am Sonnabend nahe der westrussischen Smolensk waren alle 96 Insassen ums Leben gekommen, darunter der polnische Staatschef Lech Kaczynski, seine Ehefrau sowie zahlreiche Mitglieder der polnischen Staatsführung. Das Präsidentenpaar soll am Sonntag in Kraków beigesetzt werden.

Unterdessen haben sich die Proteste gegen die geplante Beisetzung Lech Kaczynskis und seiner Frau Maria auf dem Wawel in Kraków ausgeweitet. In Kraków demonstrierten am Mittwochabend nach Angaben der Polnischen Nachrichtenagentur PAP rund 2000 Menschen gegen die Entscheidung der Krakower Kirchenbehörden. Sie trugen Transparente mit Aufschriften wie »Wawel gehört den Königen« und »Wawel vor Schändung bewahren«. Auch in Warschau demonstrierten kleinere Gruppen gegen die Wahl der ehemaligen Königsresidenz als Grabstätte für das Präsidentenpaar.

Der bekannte polnische Filmregisseur Andrzej Wajda hatte in einem offenen Brief die Kirche aufgerufen, ihre Entscheidung rückgängig zu machen. Der Metropolit von Kraków, Kardinal Stanislaw Dziwisz, soll sich nach Gesprächen mit Vertretern der Kaczynski-Familie für diesen Ort entschieden haben. Ursprünglich war Warschau im Gespräch gewesen. Der Präsident und die First Lady sollen in einer Krypta der Wawel-Kathedrale neben Jozef Pilsudski (1867 - 1935) beigesetzt werden. Die Kathedrale diente seit dem Mittelalter als nationale Grabstätte für Monarchen, berühmte Staatsmänner und Nationaldichter.

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