Weniger Kurgäste in Sachsen
Kassen sparen vielfach im ambulanten Bereich
Dresden (dpa/ND). »Die Kassengelder werden knapp, das macht sich bemerkbar«, sagt der Geschäftsführer des sächsischen Heilbäderverbandes, Helfried Böhme. Vor allem bei den verordneten Kuren gebe es einen Rückgang. Dagegen habe sich das Konzept, neben traditionellen Kuren auch neue Angebote für Prävention, Gesundheitsurlaub und medizinische Wellness für Privatpersonen zu unterbreiten, als erfolgreich erwiesen. Vor allem aber bei den ambulanten Kuren gebe es weniger Gäste.
Die Patienten zahlen dabei Unterkunft und Verpflegung vor Ort, die medizinische Behandlung wird von der Krankenkasse übernommen. Helfried Böhme vermutet Spargründe, kritisiert aber das kurzfristige Denken der Krankenkassen: »Präventive Kuren sparen spätere Behandlungskosten«.
Boom im Wellness-Sektor
Insgesamt gab es im Vorjahr in Sachsens Kurorten rund 2,5 Millionen Übernachtungen, 2008 waren es noch knapp 2,6 Millionen. Im erzgebirgischen Kurort Warmbad etwa ist die Zahl der ambulanten Kuren seit Jahren rückläufig. »Früher hatte man uns 2500 Kuren prognostiziert, heute sind es gerade einmal um die 100«, sagt die Geschäftsführerin des örtlichen Kur- und Gesundheitszentrums, Anna-Luise Hausotte. Dafür boome der Bereich der medizinischen Wellness – viele Menschen wollen sich und ihrer Gesundheit etwas Gutes tun und gönnen sich auf eigene Kosten Massagen oder einen Besuch in der Thermal-Heilquelle.
Die beiden Kliniken des Kurortes Bad Schandau in der sächsischen Schweiz verbuchten 2009 mehr als 5500 Gäste. Die Auslastung liegt nach Angaben der Kur- und Tourismus GmbH bei etwa 80 Prozent und sei damit relativ stabil.
Viele Anträge abgelehnt
Allein bei der Krankenkasse Barmer Sachsen gehen pro Monat bis zu 900 Anträge für Eltern-Kind-Kuren ein – knapp die Hälfte werden allerdings abgelehnt. »Die Schwelle für die Beantragung ist gesunken«, sagte der Sprecher der Barmer Mitteldeutschland, Thomas Schmid. Viele würden sich für eine Kur bewerben, obwohl es gar nicht notwendig sei. »Wir müssen das genau überprüfen, schließlich geht es um Versicherungsgelder«, so Schmid. Fühlten sich Mütter oder Väter überfordert, würden oft schon Maßnahmen wie Familien- oder eine Ernährungsberatung helfen. Bei Symptomen des Burn-Out-Syndroms aber sei ein längerer Kuraufenthalt angebracht.
Die Krankenkasse AOK Plus genehmigte 2009 rund 7700 Maßnahmen zur Vorsorge oder Rehabilitation, darunter 2100 Kuren für Mütter oder Väter mit Kind. »Niedergeschlagenheit, Lustlosigkeit, dauernde Müdigkeit, Schlafstörungen und Angstgefühle können erste Signale sein«, so eine Sprecherin. Ein Kuraufenthalt bis zu drei Wochen kostet die Kassen in der Regel zwischen 3000 und 4500 Euro.
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