Spiel mit dem eigenen Sujet

In der Galerie für Moderne Fotografie regt Heinz Peter Knes den Kopf an

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: 2 Min.

Hintergründiges Spiel mit dem Sujet kennzeichnet zumindest zwei der fünf fotografischen Arbeiten von Heinz Peter Knes, wie sie derzeit in der Galerie für Moderne Fotografie in Mitte zu sehen sind. Da blickt ein knieender Fotograf angestrengt durch sein Standobjektiv auf den Boden, als wolle er geradewegs die ganze Welt einfangen. Um die Welt geht es ihm wirklich, allerdings die, wie ein aufgeklappter Atlas sie darstellt. Dafür braucht es eigentlich keine Kamera, sondern nur den geschärften Blick des Betrachters.

Vor hellem Grund im Studio ereignet sich die kleine Szene und bricht die Situation doppelt: Ein Fotograf scheint den anderen heimlich zu beobachten, während der seine Welt in den geschützten Innenraum projiziert, als traue er sich nicht, sich ihr real auszusetzen. Die Inszenierung »The World« entstand 2008 als digital ausbelichteter C-Print, ist mit 139 x 107 Zentimetern gleichsam größtes Exponat und dient der Ausstellung als Blickfang beim Eintreten.

Die älteste Fotografie, »Unbestimmte Farben« in gleicher Technik, stammt aus dem Jahr 1999 und zeigt einen Farbstrudel, wie ihn Licht beim Zerfall in Spektralfarben erzeugt. Wo die Regenbogenauflösung des Lichts stattfindet, ob im Freien oder beim Aufprall auf Studionebel, steht offen. Es bleibt die impressionistische Schliere, der sich ein Violett in Turbulenz entgegenwirft.

Eher autobiografisch getönt sind drei weitere Fotografien. Auf »108« sieht man eine Sonnenbrille, deren Ohrbügel in Pappe stecken. Wer fragt, erfährt, dass es sich um ein Ray-Ban-Modell handelt, das Markenzeichen amerikanischer Polizisten war und während der 1970er von der Schwulenbewegung annektiert wurde, um so gegen Razzien und Verhaftungen zu protestieren. Wer das nicht weiß, dem bleibt das Foto. »Bude« von 2009 offeriert gleich nur ein Modell: das jener Hütte, die Knes und seinen Freunden Zufluchtsort und Treffpunkt war und ihm frühes Fotomotiv wurde.

»CV of a Shed« von 2009 schließlich verzichtet ganz auf die bildhafte Darstellung und beschreibt verbal berühmte Fotos. Kunst wird hier endgültig zur Kopfarbeit. Stöbert man im Internet, findet man anregend andere, sehr viel konkretere Arbeiten von Knes. In Dortmund studierte der 1969 zu Gemünden Geborene Fotografie, arbeitete für diverse Zeitschriften und Institutionen auch im Modebereich.

Bis 26.4., Do.-Sa. 12-18 Uhr, Schröderstr. 13, Mitte

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