Victor allein zu Haus
Die Dokumentation »Lychener 64« beschreibt exemplarisch Verdrängung in Prenzlauer Berg
Das Gegenteil von Geborgenheit: Umgeben von Schuttbergen, Bauarbeitern und ohrenbetäubendem Lärm sitzen Victor und seine Freundin Ljusik im Hinterhof und spielen Schach. Was absurd anmutet, steht doch beispielhaft für zahlreiche Konflikte um Altbausanierungen in Prenzlauer Berg seit 1989. Denn Victor war im September 2006 letzter Bewohner der Lychener Straße 64, alle anderen Mietparteien hatten im Kampf mit den neuen Verwaltern aufgegeben, hatten sich entschädigen lassen und waren ausgezogen. Victor nicht, denn seine Beharrlichkeit war zu dem Zeitpunkt sein einziger verbliebener Trumpf im Konflikt mit der Hausverwaltung – so zumindest sein naiver Glaube. Wie Victor haben seit der Wende wohl tausende im Zuge von Sanierungen »umgesetzte« Mieter probiert, ihren Marktwert durch Auszugsverweigerung zu erhöhen. Denn zurück in die sanierten Wohnungen zu ziehen, konnten sich die meisten ohnehin nicht leisten.
Der Dokumentarfilm »Lychener...
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