Greenhorn und Greencard

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 1 Min.

Kein Greenhorn fordert die Greencard für ausländische Pflegefachkräfte, sondern der Verbandschef des Arbeitgeberverbandes. Vielleicht hat er lange kein Pflegeheim von innen gesehen, lange mit niemandem gesprochen, der weiß, wie belastet Pflegehilfs- und Pflegefachkräfte hier gleichermaßen sind, wie schwierig die Arbeitsbedingungen, wie hoch daraus resultierend Fluktuation und Krankenstand. Aber das ist noch lange keine Entschuldigung für eine so ignorante Forderung. Jeder Zeitungsleser, jeder Fernsehkonsument und erst recht jeder Angehörige eines Heimbewohners weiß mehr über die Probleme in der Pflege als jene, die sich Vorschläge anmaßen und denen lediglich einfällt, nach Personal zu greifen, das bereits ausgebildet und womöglich kostengünstig ist.

Seit Jahrzenten wird in Deutschland ignoriert, dass es immer mehr Pflegebedürftige gibt und die Strukturen mit dem Bedarf nicht Schritt halten. Lösungen sahen die Heimbetreiber in der Vergangenheit vor allem darin, immer mehr Hilfskräfte zu engagieren, am besten ohne Ausbildung, damit sie nicht zu viel kosten. Pflegeeinrichtungen sind ein Geschäft geworden und in vielen wird alles unternommen, damit nicht transparent wird, wie sie es betreiben und wen sie alles ausbeuten. Das sollte sich die Gesellschaft mit Millionen von Arbeitslosen, unter denen sicher viele dankbar für eine gute Pflegefachausbildung mit anschließender Anstellung wären, eigentlich nicht länger bieten lassen.

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