Von Misstrauen keine Spur
Das Wohnprojekt UNDINE in Lichtenberg weiht neues Sozialmobil ein
Von dem derzeit verbreiteten Misstrauen gegenüber sozialen Unternehmen scheint das Lichtenberger Wohnprojekt UNDINE, das sich um von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen kümmert, kaum etwas zu spüren. Denn es fand immerhin zehn großzügige Spender, meist in der Nähe gelegene Unternehmen, die für das Wohnprojekt ein neues Sozialmobil finanzierten. Im Gegenzug stehen auf dem Auto werbeträchtig die Namen der Firmen. Der Fiat Doblo wurde am vergangenen Dienstag im Garten des Vereins von der Schirmherrin des Projektes, der bekannten Sängerin Dagmar Frederic, eingeweiht. Die Geschäftsführerin des Trägers Sozialwerk des Demokratischen Frauenbundes (Dachverband) e.V., Regina Penske, setzte dabei auf Transparenz und lud Vertreter aller Spender-Firmen ein.
UNDINE hatte um Gelder geworben, da ihr bisheriger Bus vor einigen Wochen gestohlen wurde. »Das Sozialmobil wird täglich gefahren«, versicherte Angelika Engel, Teamleiterin des Wohnprojektes. Der Wagen könne für Einkäufe oder wichtige Fahrten wie etwa zum Arzt genutzt werden. Auch Sachspenden würden mit dem geräumigen Fiat abgeholt. Zudem legt der Verein großen Wert darauf, regelmäßig kulturelle und sportliche Freizeitaktivitäten in der Region für seine Bewohner anzubieten.
Das Wohnprojekt ist schon seit seiner Gründung 1993 auf private Spendengelder angewiesen. Diese haben seit Mitte der 1990er Jahre wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Bedingungen für das Projekt und seine Betreuten stetig verbesserten. Denn das Haus am S-Bahnhof Lichtenberg konnte seitdem schrittweise saniert werden. Neue Heizungen, ein neues Dach und modernere Wohnungstüren wurden eingerichtet. »Zudem haben wir eine faire Abmachung mit der Wohnungsbaugesellschaft Howoge, an die wir lediglich eine symbolische Miete zahlen müssen«, erklärte Geschäftsführerin Regina Penske.
Doch nicht nur das Haus, sondern auch die Struktur seiner Bewohner hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verändert. »Früher haben hier vor allem über 50-Jährige gewohnt, die aus Obdachloseneinrichtungen kamen«, erzählte Holger Grimm, Sozialarbeiter und Mitarbeiter des Wohnprojektes. Inzwischen sind jedoch etwa ein Drittel der rund 40 Bewohner unter 25 Jahre alt. Die meisten von ihnen stammen aus den sozialen Brennpunkten Lich-tenbergs. Schulden, Drogensucht und zerrüttete Familienverhältnisse sind die häufigsten Ursachen für ihren sozialen Abstieg.
Im Wohnprojekt leben sie meist für etwa ein Jahr in zirka 22 Quadratmeter kleinen eingerichteten Einzelwohnungen mit Wohnzimmer, Dusche, WC und Küchenecke. »Während dieser Zeit sollen sie zunächst stabilisiert werden, um langfristig wieder ein eigenständiges Leben führen zu können«, sagte Grimm. Neben Gesprächen mit den Sozialarbeitern werden dafür im Haus unter anderem Computer-Kurse, eine Selbsthilfewerkstatt sowie Teilnahmen an regelmäßigen Stellenauswertungen angeboten.
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