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Darunter ein goldener Koran

Berliner Pergamonmuseum: Wie der Sammler Edmund de Unger den Orient friedlich in den Okzident brachte

  • Ronald Sprafke
  • Lesedauer: 3 Min.
Bergkristallperle in Form eines Hasen, Fatimidisches Ägypten, 2. Hälfte des 10. Jh.
Bergkristallperle in Form eines Hasen, Fatimidisches Ägypten, 2. Hälfte des 10. Jh.

Ein Papagei als Symbol und ein kleiner Hase als heimlicher Star – so präsentiert sich seit kurzem im Museum für Islamische Kunst im Berliner Pergamonmuseum eine der weltweit größten und wichtigsten Privatsammlungen islamischer Kunst: die Keir Collection des ungarisch-britischen Sammlers Edmund de Unger. Die Sammlung umfasst 1500 Objekte vom frühen 8. bis ins 19. Jahrhundert. Leuchtende Teppiche und Seidenstoffe, wertvolle Handschriften und Bucheinbände, funkelnde Bergkristallobjekte und filigran gearbeitete Metallgefäße hat de Unger in über 50 Jahren aus den wichtigen Zentren des islamischen Kunstschaffens entlang des Mittelmeeres, dem Iran, Zentralasien und Indien zusammengetragen.

Edmund de Unger, 1918 in Budapest geboren, entstammt einer alten Kunstsammlerfamilie. Schon sein Vater besaß eine wertvolle Kollektion orientalischer Teppiche, die am Ende des Zweiten Weltkrieges fast völlig vernichtet worden war. Als sein Sohn Edmund ab 1958 mit dem Aufbau einer neuen Sammlung begann, war islamische Kunst auf dem internationalen Kunstmarkt noch kein Thema. Die großen Museen in Kairo, Berlin, London und Paris hatten zwar ihre Studiensammlungen durch Ausgrabungen und Ankäufe schon im 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts zusammengestellt. Die Auktionshäuser und die Mehrheit der Privatsammler zeigten jedoch noch kein Interesse an »mohammedanischer« Kunst.

De Unger hat mit großem Wissen und Einfühlungsvermögen Kunstwerke gesucht und gefunden, die in der Forschung noch kontrovers diskutiert wurden und Objektgruppen zusammengestellt, die in den großen Museumssammlungen nur wenig präsent waren. Dieser Mut, Forschungs- und Präsentationslücken bewusst aufzuspüren und mit eigenen Stücken auszufüllen, war auch einer der wesentlichen Gründe für die Verbindung mit Berliner Museum. Denn die Keir Collection stellt eine vorzügliche und nahtlose Ergänzung der hiesigen Sammlungen dar.

Fast 120 Objekte, vor über 1000 Jahren in Ägypten geschaffen, werden gezeigt. Im Mittelpunkt drei kunstvoll gearbeitete Bergkristallgefäße aus dem Ägypten der Fatimiden. Diese Dynastie (969-1171) hatte Kairo zur Hauptstadt ihres Reiches erkoren und Ägypten zu wirtschaftlichem Wohlstand geführt, Kunst und Kultur gefördert. Die Herstellung von Bergkristallobjekten erlebte unter ihnen eine Blütezeit. Als aber 1068 wegen einer Hungersnot und finanzieller und politischer Schwierigkeiten die Paläste mit den Schatzkammern geplündert wurden, gelangten viele der Kostbarkeiten nach Europa in fürstlichen Wunderkammern oder als Reliquienbehälter in die Schatztruhen der Kirchen.

Die Sammlungsobjekte im Keir-House, dem Wohnsitz der Familie im Londoner Stadtteil Wimbledon, waren bis dato nie Teil einer musealen Schau. De Unger lebte gleichsam mit seinen Schätzen. Ein Ausstellungsraum in Berlin ist seinem Wohnzimmer nachempfunden. Mit einem hohen Schrank voller Sammlungsobjekte und Familienfotos, Teppichen und einer Sitz- und Fernsehecke gibt er Einblick in das Leben de Ungers.

Im letzten Austellungsaal hängen farbenprächtige Teppiche und kunstvoll gefertigte Stoffe und Brokate. In den Vitrinen davor liegen prachtvolle Handschriften und mit Lackmalerei verzierte Bucheinbände. Besonders wertvoll ist ein aus Marokko oder Andalusien um 1300 in Gold geschriebener Koran. Als Beschreibmaterial dient aber nicht Papier, sondern Pergament. Bildfriese vereinen höfisch-islamische Szenen und Darstellungen christlicher Heiliger oder Würdenträger. Diese Verbindung von Orient und Okzident mag den Abschluss einer Präsentation bilden, die neugierig macht auf die umfangreichen Teile der Sammlung, die in den folgenden Jahren noch zu sehen sein werden.

Michael Eissenhauer, Generaldirektor der Staatlichen Museen, macht schon mal neugierig auf das Jahr 2019, wenn das Islamische Museum in den Nordflügel des Pergamonmuseums umgezogen sein wird und dort über drei Etagen das Dreifache der jetzigen Ausstellungsfläche nutzen kann. Drei Säle werden dann der Keir Collection gehören.

»Sammlerglück. Meisterwerke der islamischen Kunst aus der Keir Collection«. Museum für Islamische Kunst, Pergamonmuseum zu Berlin. Öffnungszeiten: Mo–So 10 bis 18 Uhr, Do 10 bis 22 Uhr Uhr. Katalog: Hirmer-Verlag (29,90 Euro).

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