Auf dem Teppich geblieben
Die Neue Nationalgalerie zeigt die Installation »Live« von Rudolf Stingel
Der Kontrast ist perfekt. Unterm Fuß des Besuchers dehnt sich von Wand zu Wand in der Glashalle der Neuen Nationalgalerie an der Potsdamer Straße ein flauschiger Teppich. Entworfen hat ihn der 1956 im Südtiroler Meran geborene Rudolf Stingel. Seit 1984 ist er weltweit mit Einzelausstellungen zwischen New York, wo er gegenwärtig lebt, und Tokio vertreten. Des Berliner Auftrags entledigt er sich freilich auf verfremdende Weise. Ein alter Agra-Teppich aus seinem Besitz regte ihn zu der Idee an, das Muster zunächst in ein Schwarz-Weiß-Bild zu übersetzen und dann, digital vergrößert, auf Teppichbahnen drucken zu lassen. Der originalen Farbpracht steht nun eine lediglich in Hell-Dunkel-Tönen changierende Ausführung gegenüber. Mindestens acht jener vergrößerten Drucke wurden maschinell verwebt und spannen jetzt zentimetergenau den Boden aus.
Aus der Ferne betrachtet fließen die Ornamente in ein Ganzes zusammen; bei näherem Hinsehen aber sind s...
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