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Der Panzersoldat und ein Hund

Josef Zwierko, Vorbild für den Janek der Fernsehserie, pflanzte in Fredersdorf eine Friedenseiche

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 4 Min.

Der Name Josef Zwierko ist in der Bundesrepublik kein Begriff – und doch kennen viele Ostdeutsche sein Schicksal. Er diente als Vorbild für die in den Jahren 1966 bis 1970 gedrehte polnische Fernsehserie »Vier Panzersoldaten und ein Hund«. Die Folgen liefen auch im DDR-Fernsehen. Gestern besuchte Zwierko Fredersdorf im Landkreis Märkisch-Oderland und pflanzte am dortigen Bahndamm eine Friedenseiche.

Vor dem Rathaus der Gemeinde Fredersdorf-Vogelsdorf wehte auch eine polnische Flagge. Bürgermeister Uwe Klett (LINKE) hatte sie zu Ehren seines Gastes aufziehen lassen. Der heute 87-jährige Zwierko – im Juni wird er 88 – gehörte 1945 zu den polnischen Soldaten, die gemeinsam mit den sowjetischen Truppen über die Oder auf Berlin vorstießen und Deutschland vom Faschismus befreiten.

Einst hatte der Schriftsteller Janusz Pzymanowski den ehemaligen Panzersoldaten Zwierko eingehend nach seinen Kriegserlebnissen befragt. Auf dieser Grundlage schrieb er den Roman »Vier Panzersoldaten und ein Hund«, der dann als Vorlage für die Fernsehserie diente. Auch das Drehbuch verfasste Pzymanowski. Der Roman – ein Jugendbuch – wurde ins Deutsche übersetzt und auch in der DDR verlegt. Er handelt von dem 16-jährigen Janek, dessen Vater 1939 bei der Verteidigung der Westerplatte gegen die deutsche Wehrmacht gefallen ist. Janek lebt in Sibirien, als er erfährt, dass in der Sowjetunion eine polnische Befreiungsarmee aufgestellt wird. Mit dem Hund Scharik macht er sich auf den Weg. Es geling ihm, zu einer Panzerbesatzung zu stoßen.

Die unterhaltsame Fernsehserie überraschte seinerzeit durch die heitere Darstellung des Geschehens. Zwar sei man jung gewesen und habe auch gelacht, erklärte Zwierko. Tatsächlich aber sei der Krieg in keinem Augenblick eine lustige Angelegenheit gewesen, sondern eine schlimme Sache, die vielen Menschen Leid zufügte.

Der Roman sei noch etwas näher dran an der Wirklichkeit als die Fernsehserie. Doch auch im Buch machte Pzymanowski aus den Erlebnissen Abenteuer, aus den vier Panzersoldaten Helden. Dabei erlaubte er sich dichterische Freiheiten. Herr Zwierko erkenne sich nicht nur in der Figur des Janek wieder, sondern teilweise auch in anderen Figuren, sagte gestern seine Übersetzerin, die ihn schon lange kennt.

Durch die Serie sei ihm einst erst bewusst geworden, dass im Zweiten Weltkrieg nicht nur sowjetische Truppen Berlin befreiten, sondern dass auch Polen dabei waren, erzählte Bürgermeister Klett.

»Wir sollten nicht vergessen, dass dieser Krieg mit dem Überfall Hitlerdeutschlands auf Polen begann«, mahnte der Heimatvereinsvorsitzende Dieter Kromphardt. Er sei stolz, dass ein polnischer Kriegsteilnehmer nun dabei sei beim Pflanzen der Friedenseiche. 1812 hatte Jean Balthasar Henry in Fredersdorf erste Friedenseichen gesetzt. Der Rittergutsbesitzer mit französischer Abstammung protestierte auf diese Weise gegen den Eroberungsfeldzug, den Napoleon gegen Russland führte. »Dieser Akt war und ist für unsere Gemeinde von solcher Bedeutung, dass die Eiche als Symbol des Friedens auch Bestandteil unseres Ortswappens ist«, betonte der Bürgermeister.

Die Befreiung der Gemeinde vom Faschismus erfolgte zwischen dem 20. und dem 22. April 1945. Mehrere Bürger, darunter ein Bauunternehmer und eine Russlanddeutsche als Dolmetscherin, organisierten damals die kampflose Übergabe. Waffen-SS, die eigentlich Befehl hatte, den Ort zu halten, war zuvor einfach durchgezogen. Es gab aber doch Tote. So erschoss die Waffen-SS junge Männer, die sie als Deserteure aufgegriffen hatte, erläuterte der Heimatvereinschef. Ende April schlug Marschall Shukow für einige Tage sein Hauptquartier in einem Haus in der Rembrandtstraße auf und setzte von hier zum Sturm auf das nahe Berlin an. Die Straße gehörte seinerzeit noch nicht zu Fredersdorf-Vogelsdorf, sondern zu Altlandsberg.

Zwierko ist mit seinem Panzer bestimmt nicht durch Fredersdorf gefahren. Auf die Namen der Orte, durch die sie nach der Überquerung der Oder gezogen sind, kann er sich allerdings nicht besinnen. Aber er erinnert sich an eine Stadt, die in Schutt und Asche lag. Womöglich war das Seelow. »Heute sehen die Orte wieder so schön aus«, freute er sich. In einer Kampfpause im Mai hatte er die Kirschbäume blühen sehen und sich so sehr nach dem Frieden gesehnt. Endlich sollte niemand mehr getötet werden.

Er stehe kurz vor dem Grab und gewiss »werden wir uns in dieser Welt nicht wiedersehen«, meinte der 87-Jährige gerührt. Doch die Friedenseiche werde als Erinnerung bleiben. Der Jugend müsse vermittelt werden, dass Kriege nie etwas Gutes bringen. Eindringlich sagte Zwierko: »Nie wieder Krieg!« Unter denen, die ihm zuhörten, stand eine ältere Dame. An der Leine hielt sie einen Hund.

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