Abenteuer mit Olearius
In Aschersleben startet Sachsen-Anhalts Gartenschau – 50 000 Tulpen warten auf Bewunderer
Der Zug hält direkt vor dem Eingang der Landesgartenschau Sachsen-Anhalt. Vor dem Bahnhof Aschersleben beginnt an der Herrenbreite das blühende Erlebnis in der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts. Der neue Fußgängertunnel am Bahnhof verbindet den gerade entstandenen Parkplatz mit dem Eingang Nord der Landesgartenschau – wo derzeit 50 000 Tulpenblüten dominieren.
Die Schau, die an diesem Sonnabend öffnet, steht unter dem Motto »Natur findet Stadt«. Amanda Hasenfusz (38) von der Landesgartenschau GmbH erklärt: »Wir machen Natur mitten in der Stadt erlebbar – auf dem unmittelbaren Gartenschaugelände und innerhalb unserer Stadtmauern, die sich über 2,2 Kilometer zieht. Wir zeigen grünes Herz und gewähren einmalige Einblicke in unsere reiche Historie.«
Mehr Lebensqualität
Ascherslebens Oberbürgermeister Andreas Michelmann (parteilos) sieht in der Verbindung von Landesgartenschau und Internationaler Bauausstellung 2010 in seiner Stadt einen deutlichen Zugewinn an Lebensqualität für die Einwohner. Und er registriert eine gewachsene Attraktivität der gegenüber Wernigerode und Quedlinburg touristisch noch stiefmütterlich behandelten Askanierstadt.
Knapp 40 Millionen Euro flossen in Garten- und Hochbau sowie in den Ausbau von Tunnel, Parkplätzen und Kreisverkehr. Eine halbe Million Blumenzwiebeln stecken in der Erde, 300 Bäume und 60 000 Stauden setzen die Gärtner neu. »Dass die Bürger an der Gartenschau Anteil nehmen, davon zeugt, dass schon jeder vierte Einwohner eine Dauerkarte besitzt.«
Die Besucher der Schau in Aschersleben können natürlich mehr als Blumen erleben. Immer wieder werden sie auf den Namen Adam Olearius stoßen. Der Forschungsreisende und berühmte Sohn der Stadt inspirierte mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten die Landschaftsarchitekten – es ist das Büro sinai aus Berlin – , die große weite Welt nach Aschersleben zu holen. Pflanzungen nach Tierkreiszeichen, »Kosmopolitische« Pflanzen, witzige bespielbare Skulpturen oder künstlerische Installationen erinnern an sein Wirken in Aschersleben.
Den Stadtpark schmückt als Reminiszenz an Adam Olearius der von Oliver Störmer gestaltete »Aschersleber Globus« – ein an eine Kartoffel erinnernder übermannshoher Bronze-Globus. Während der »Gottorfer Globus« die Erde so zeigt, wie man sie sich im 17. Jahrhundert dachte, zeigt der drei Tonnen schwere »Aschersleber Globus« das mittels Satelliten vermessene Bild der Erde des 21. Jahrhunderts.
Schiffbruch bei Derbent
Die 5000 Quadratmeter große »Pflanzenbibliothek« stellt den Versuch dar, den drei Wasser-, Feuer-, Luft- und Erdsternzeichen charakteristische Staudenformen zuzuordnen. Zwölf Pflanzbänder folgen dem astronomischen Ablauf des Jahres. Auch die Kunst- und Gartenkammern entlang der Mauerbefestigung des Stadtparks gehen auf das Multitalent Adam Olearius, den »geistigen Vater« der Landesgartenschau in Aschersleben, zurück.
Auf der Gesamtfläche von 15 Hektar werden nicht nur fünf Innenstadt-Bereiche, sondern auch Erleben, Erlernen, Erholen, Erinnern und Erwandern miteinander verbunden. So laden die neu errichteten Terrassen am Flüsschen Eine als Oase mit bequemen Sitz- und Liegemöbeln, Freiflächen und großzügiger Bepflanzung zum Entspannen ein.
Entlang der Herrenbreite, mit rund sieben Hektar die größte innerstädtische Grünfläche, zieht sich die Prachtpromenade mit Gewächsen, die antike Mittelmeergärten, mittelalterliche Klostergärten, Bauerngärten und barocke Pflanzenpracht prägen. »Die Staudenpromenade entführt unsere Besucher an reizvolle Orte auf verschiedenen Erdteilen zwischen kaukasischer Steppe, Bergen des Himalaja, chinesischen Flusstälern und europäischem Grasland«, sagt Laga-Geschäftsführer Jörg Herzog. Dazu bildet die Spiellandschaft Abenteuer des Reisenden Adam Olearius nach, so die »Querung des Elbrus« und den »Schiffbruch bei Derbent«.
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