Nichts ist, wie es scheint
Berlin: Double Sexus. Hans Bellmer – Louise Bourgeois
Als ich durch die Straßen rannte, wiederholte ich mir wieder und wieder den Satz: »Was ist das wahre Ich?«
Henry Miller, »Sexus«, 1987
Die Frühlingssonne steigt. Die Körpersäfte tun's ebenso und eine Kunstschau kocht sie hoch und setzt noch eins drauf: »Double Sexus«. Doch halt, der Ausstellungstitel spielt nicht auf intime Zweisamkeit an, das wäre die falsche Assoziation. Wer Schwüles erwartet, der dürfte unbefriedigt nach Hause gehen. Richtig ist: »Double«, doppelt, bedeutet zum einen, dass es zwei Künstler sind, die im Blickfeld stehen, und zum anderen ist das Thema gemeint, das in beider Werkgestalten eine Rolle spielt: die doppelte Geschlechtlichkeit. Hans Bellmer (1902-1975), dessen Kunst sich daraus speist, dass er sich gegen den tyrannischen Vater, Gesellschaft und herrschende Moral auflehnte, und Louise Bourgeois, (geb. 1911), die ebenfalls Kindheitserlebnisse, ein durch den fremdgehenden Vater angerichtetes Lebenstrauma, ver...
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