Platz für Solarzellen ist auf der kleinsten Hütte

Hausbesitzer sollen Photovoltaikanlagen installieren lassen / Zukunftsagentur stellt Ratgeber ins Internet

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

In Brandenburg entstehen weitere Wind- und Solarparks, doch ist die Fläche dafür auch in einem dünn besiedelten Land nicht endlos. Die Zukunftsagentur Brandenburg (ZAB) hat Neuland für die Sonnenenergie entdeckt: Das Hausdach des einfachen Brandenburgers.

Platz ist auf der kleinsten Hütte, sozusagen. Ziel der brandenburgischen Energiestrategie 2020 ist es, einen Anteil von zehn Prozent Solarenergie an den erneuerbaren Energien zu erreichen. Die immer noch entstehenden Solarparks würden aber nicht ausreichen, dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen. Es könnten jedoch alle Dächer für kleine Photovoltaikanlagen in Betracht kommen, hat die ZAB erkannt. Um Hauseigentümer dafür zu interessieren, richtete sie auf ihrer Internetseite www.zab- brandenburg.de einen Ratgeber ein. Der soll helfen, die Akzeptanz für die Photovoltaik zu steigern, und er soll gleichzeitig eine Entscheidungshilfe für eine solche Anlage sein, erklärte Geschäftsführer Steffen Kammradt.

Die Gewinnung von Strom aus Sonne, Wind, Regen, Müll und nachwachsenden Rohstoffen soll im Jahr 2020 rund 20 Prozent der brandenburgischen Energieerzeugung ausmachen. Mit Windrädern ist das Land derzeit schon gut bestückt. Das Aufstellen neuer Windkraftanlagen stößt zunehmend auf Widerstand. Müllverbrennungs-anlagen sind in ihrer Kapazität durch die vorhandene Menge Müll begrenzt. Es bleibt die Sonne. Weil es mit der Nutzung der Solarenergie erst spät richtig losging, werden hier die größten Zuwachsraten erwartet. Als Flächen bieten sich ehemalige Truppenübungsplätze an.

Den Löwenanteil mit einer Leistung von immerhin 2750 Megawatt will die Landesregierung laut Energiestrategie auf diesen großen Flächen gewinnen, den Rest über die Hausdächer. Ob der Plan Bestand hat, bleibt abzuwarten, denn die bislang attraktiven Förderbedingungen für den Solarstrom stehen auf der Kippe. Anfang des Jahres sprach sich Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) für eine zusätzliche Kürzung bei der Solarstromförderung aus und brachte dabei eine Größenordnung von 17 Prozent ins Spiel. Ohnehin sank die Förderung turnusmäßig zum Jahrswechsel um zehn Prozent.

Der Bundesverband der Solarwirtschaft (BSW) malte daraufhin das Aus der Branche an die Wand. Zumindest würden nach den Worten von BSW-Präsident Günther Cramer »große Teile der deutschen Solarwirtschaft nicht überleben«. Alle im brandenburgischen Landtag vertretenden Parteien und auch die Gewerkschaften protestierten gegen die Kürzung. Die Anhänger einer Kürzung, darunter auch Verbraucherschützer, verweisen unter anderem auf den Preisverfall für die Module. Die Kosten für kristalline Solarmodule haben sich seit 2008 auf 40 Prozent vermindert.

Von der Leistungsfähigkeit von Solaranlagen darf man sich keine übertriebenen Vorstellungen machen. Wenn 11 000 Hektar damit belegt sind – so wie die Landesregierung es gern hätte – dann würden sie so viel Elektroenergie erzeugen können, wie im Jahr 2004 sämtliche 2500 Windräder, die in Brandenburg zu diesem Zeitpunkt aufgestellt waren.

Inzwischen stellte die Bundesregierung klar, dass sie an ihren Kürzungsplänen festhält, spendierte jedoch – gleichsam als Tost – noch einmal 100 Millionen Euro für die Solarstromforschung. Allerdings wird dabei von den Herstellern und Zulieferern der Branche ein Beitrag von 500 Millionen Euro erwartet. Von diesem Förderangebot würden »vor allem die Solarunternehmen in Ostdeutschland profitieren«, sagte Katherina Reiche, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium. »Der Vorschlag ändert nichts daran, dass wir die geplante Absenkung für zu hoch halten«, entgegnete Brandenburgs Wirtschaftsminister Ralf Christoffers (LINKE).

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