Der deutsche Rotarmist

Zum Tod des Historikers und Diplomaten Stefan Doernberg

  • Heinrich Fink
  • Lesedauer: ca. 3.0 Min.

Am Montag, dem 3. Mai, ist in Berlin Professor Stefan Doernberg verstorben. Der Historiker hat nicht nur Geschichte erforscht, er hat sie mitgeschrieben: Der deutsche Emigrant, am 21. Juni 1924 in Berlin in einer kommunistischen jüdischen Familie geboren, hat in der Uniform der Roten Armee an der Schlacht um Berlin im April/Mai 1945 teilgenommen.

Unser dankbares Erinnern an den 65. Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation Hitlerdeutschlands als Ende des Zweiten Weltkrieges gilt auch ganz persönlich Stefan Doernberg, der, obwohl schon schwer krank, voller Zuversicht sogar noch seine Teilnahme als Veteran der Roten Armee an der Erinnerungsparade in Moskau zum Tag des Sieges am 9. Mai zugesagt hatte.

Als Zeitzeuge dieser 65 Jahre hat er sich unermüdlich eingemischt in Rückblick, Deutung und politische Bewertung, streitbar und mit Sachkenntnis. Der 1. und 2. Mai 1945 waren für ihn, den jungen Leutnant, der sich mit 17 Jahren freiwillig zur Roten Armee gemeldet hatte, in seiner noch umkämpften Heimatstadt Berlin eine Zerreißprobe im diplomatischen Ringen um lebensrettende Stunden der vorzeitigen Kapitulation der Reichshauptstadt. Die von General Tschuikow geforderte Kapitulation des Frontabschnittes Berlin war noch am 1. Mai 1945 brüsk von der deutschen Generalität zurückgewiesen ...


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