Befruchtung durch den Flughafen

Zahlreiche Unternehmen aus der Region am Bau in Schönefeld beteiligt

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Strom würde für die Versorgung von 60 000 Haushalten ausreichen, die Wärme für die Heizung von 12 000 Wohnungen. Bestimmt sind der Strom und die Wärme jedoch für den Großflughafen Schönefeld. Die E.ON edis AG aus Fürstenwalde baut dort drei Energiezentralen und zwei Umspannwerke. Für die nächsten 15 Jahre wird sie die Energie für den Flughafen liefern. Zum Paket gehören auch sechs mächtige Notstromaggregate, die mit Diesel betrieben und im Fall der Fälle innerhalb von 13 Sekunden zugeschaltet werden können. Allein in die Energiezentralen investiert E.ON rund 40 Millionen Euro.

An der Ausrüstung der Energiezentralen beteiligt sich die Schulzendorfer Elektro GmbH. Der Firmensitz befindet sich nur sechs Kilometer von der Baustelle entfernt. Darum ist die Elektro GmbH ein gutes Beispiel dafür, dass bei der Errichtung des Großflughafens etliche Unternehmen aus der Region zum Zuge kommen konnten. Gestern besichtigte Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) die Baustelle und sprach mit Bauleuten.

»Wir haben bislang Aufträge im Wert von knapp 1,8 Milliarden Euro vergeben«, erläuterte Flughafengeschäftsführer Manfred Körtgen. Trotz europaweiter Ausschreibung und strengen Regularien für die Vergabe seien Aufträge im Wert von einer Milliarde an Firmen aus Berlin und Brandenburg gegangen.

In diese Rechnung gehen die Subunternehmer noch gar nicht ein. Die Schulzendorfer Elektro GmbH ist nicht nur Subunternehmen von E.ON edis bei den Energiezentralen, sondern außerdem Subunternehmen von Siemens bei der Montage von Befeuerungsanlagen, also den Lichtern auf der Start- und Landebahn. Die Schulzendorfer hätten gern auch noch die elektronische Ausrüstung des Terminals übernommen. Beworben hatten sie sich. Sie erhielten jedoch nicht den Zuschlag.

Einen Auftrag im Terminal erledigt die Prignitzer Aufzugsbau GmbH aus Wittenberge. Sie installierte bislang für den Berliner Hersteller Schindler 15 Aufzugsanlagen, darunter provisorische Lastenaufzüge, die bis zu sechs Tonnen bewegen können, aber auch schon Personenaufzüge, erläuterte Geschäftsführer Jens Storbeck.

Mehrere Unternehmen gaben an, mit den Aufträgen in Schönefeld derzeit etwa ein Viertel ihres Jahresumsatzes zu machen. Dies erzählte zum Beispiel Peter Rosenthal, Geschäftsführer des Bauunternehmens Matthäi aus Velten. Matthäi errichtete provisorische Straßen für die Baufahrzeuge und baut Brücken und die Zufahrt zum Terminal. Insgesamt stellt sie dafür 45 Millionen Euro in Rechnung. Die Hälfte der Aufträge habe man bereits »abgewickelt«, ließ Rosenthal wissen.

Die Firma PST aus Schwielowsee ist seit 2004 mit zwölf Planern und zwei Zeichnern vor Ort, entwirft etwa die Grünanlagen und kümmert sich um die Ableitung des Regenwassers. 1 bis 1,2 Millionen Euro pro Jahr erhielt sie dafür. Man plane derzeit auch einen Radweg rund um den Airport, sagte Mitarbeiter Thorsten Schulz. Seines Wissens sei dies ein europaweit einzigartiges Projekt. Sorgen um die Zeit nach der Fertigstellung des Flughafens macht sich Schulz nicht. Man habe Anschlussaufträge in Polen und Hamburg ergattern können. Die Tätigkeit in Schönefeld sei eine ausgezeichnete Referenz.

Die Abfallwirtschafts-Union Wildau (AWU) fand ihre Aufgabe als Verantwortlicher für die Entsorgung. 33 000 Tonnen Abfall sind für die Bauarbeiten prognostiziert, 26 000 Tonnen fielen bisher an, berichtete AWU-Projektmanager Christopher Schmidt-Bleek. Zunächst habe es sich vornehmlich um Holz von den Verschalungen gehandelt. Zunehmend seien es nun Baumischabfälle. Die AWU befindet sich zu 60 Prozent in der Hand der Alba-Gruppe, zu 40 Prozent gehört sie dem Landkreis Dahme-Spreewald. Nach der Rekommunalisierung der Abfuhr des Hausmülls musste sie sich mehr gewerbliche Aufträge suchen.

Der neue Airport werde für Jobs sorgen, glaubt Ministerpräsident Platzeck ganz fest. »Er wird die ganze Region befruchten.«

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