Mut, Mission
8. Mai: Von Lehren und Laternenmasten
Sie kamen am frühen Nachmittag, umzingelten das Dorf, trieben die Leute in ihre hölzernen Häuser und zündeten sie an. Wer zu fliehen versuchte, wurde erschossen – 152 Menschen, darunter 76 Kinder. Es war der 22. März 1943. Das Dorf hieß Chatyn, lag 60 km nördlich der belorussischen Hauptstadt Minsk. Und es war nur eins von insgesamt 609 belorussischen Dörfern, die auf diese Weise »behandelt« wurden.
Nein, es wurde nicht vergewaltigt, und es wurde nicht vertrieben. Es wurde bombardiert, gebrandschatzt, erschossen, gehängt, und wer in Lager verbracht wurde ging durch den Schornstein, bekam den Gnadenschuss oder wurde bei lebendigem Leibe in Erdgruben verscharrt. Geschätzte 200 000 aus dem Ghetto von Lodz, akribisch gezählte 33 771 in 36 Stunden am 29. und 30. September 1941 in der Schlucht von Babi Jar bei Kiew, 250 000 im Lager Sobibor bei Lublin, 5 000 noch im Januar 1945 am vereisten Bernsteinstrand von Palmnicken bei Königsberg...
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