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Windmacher
Karlheinz Schreiber / Der »Waffenlobbyist« muss wegen Steuerhinterziehung hinter Gitter
Seinen letzten spektakulären Auftritt hatte Karlheinz Schreiber in Abwesenheit: Im September, als ein niederländischer Journalist bei der Präsentation des Kabinetts zur Beschämung der Hauptstadtpresse eine wirkliche Frage stellte: Ob einer wie Wolfgang Schäuble, dem es einst so schwer fiel, sich an 100 000 Mark zu erinnern, eigentlich der richtige Finanzminister sei. Da war sie wieder, die düstere Zeit der Christdemokraten nach dem Abgang Kohls. Die Zeit von Gesetzesbrechern wie Schatzmeister Walther Leisler Kiep – und eben auch von Karlheinz Schreiber, von dem Schäuble das fragliche Geld genommen haben soll.
All das wird sich wohl nie komplett klären lassen. Und falls es in den honorigen Reihen der Union noch jemanden gegeben haben sollte, der Angst hatte vor irgendwelchen Geistern aus dem Schattenreich des Karlheinz Schreiber, kann sich derjenige ab heute zurücklehnen: Der Prozess gegen den »Waffenlobbyisten« ist vorbei, Schreiber gilt forthin als Krimineller. Er wird, wenn er in wenigen Jahren auf Bewährung sein und ein ein Buch veröffentlicht haben wird, dennoch kein Publikum mehr finden. Zu oft schon hat Schreiber Wind gemacht mit »Enthüllungen«, die er dann doch nicht liefern konnte oder wollte.
Dass der 1934 in Thüringen als Sohn eines Polsterers geborene Kaufmann in den Achtzigern zu einem der mächtigsten Strippenzieher der Republik wurde, war ihm nicht in die Wiege gelegt. Nach Kriegsende hatte er als kleiner Textilverkäufer in Braunschweig angefangen. Sein Aufstieg begann in München, wo er Geschäftsführer eines Teppichhauses war und eine Straßenmarkierungsfirma übernahm. Reich und mächtig aber wurde er erst durch seine enge Beziehung zur Strauß-Familie: Bis 1995 war er sogar Geschäftsführer des Familienunternehmens »Franz und Marianne Strauß Investments«. Dann setzte er sich nach einer Hausdurchsuchung via Schweiz nach Kanada ab, um auf Zeit zu spielen.
Doch der Bundestag verlängerte eigens die Verjährungsfristen für Beschuldigte, die sich im Ausland aufhalten und deren Auslieferung deutsche Behörden bereits betreiben. Zumindest mit dieser »Lex Schreiber« wird der kleine Mann aus Kaufering in die Geschichte eingehen.
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