Gedenken an Kinder von Zwangsarbeitern
Gemeinsames Projekt von Jugendlichen aus Marzahn und dem polnischen Zary
Großer Bahnhof in der kleinen polnischen Stadt Zary. Der Landrat und der Bürgermeister waren am vergangenen Mittwoch gekommen, um sich anzusehen, was Jugendliche aus Zary und Berlin gemeinsam geschaffen hatten.
Die Jugendinitiative urban-social aus Marzahn war nach Zary gefahren, um gemeinsam mit polnischen Jugendlichen einen Gedenkstein für die Kinder der Zwangsarbeiter zu gestalten. Von einem Zeitzeugen hatten sie erfahren, dass es im heutigen Bezirk Marzahn-Hellersdorf ein spezielles Lager für sowjetische Mädchen gegeben hat, die damals so alt waren wie die Oberschüler heute. In ihrem Bezirk gab es während der Nazizeit 27 Lager für Zwangsarbeiter, die in der Rüstungsindustrie schuften mussten. Eines der am wenigsten erforschten Kapitel ist das Schicksal der Kinder dieser Zwangsarbeiter. Viele von ihnen kamen ums Leben. Weit über 100 Kinder sind auf dem Parkfriedhof in Marzahn begraben worden.
»Vernichtete Unschuld« heißt das Denkmal für die Kinder der Zwangsarbeiter, das jeweils zwei Jugendliche aus Berlin und den beiden Partnerstädten Tychy und dem belorussischen Minsk gemeinsam mit dem Künstler Bernd Streiter geschaffen haben. Auf die Idee kam die Marzahner Jugendinitiative aus dem Haus »Pro-social«. Noch steht es im Bezirksmuseum, ein geeigneter Ort für die Aufstellung wird gesucht.
In Zary haben die Jugendlichen in der erste Maiwoche eine Gedenktafel aus schwarzem Granit geschaffen. Sie wurde von der polnischen Werkstatt Kemizo gespendet. »Die Jugendlichen haben die Schriftfolie gestaltet und die Buchstaben auf den Stein übertragen«, berichtete Geschäftsführer Slawomir Rutkowski. »Ihnen hat die Arbeit in der Werkstatt sehr viel Spaß gemacht.« Die Leiterin der polnischen Partnerorganisation OHP in Zary, Elzbeta Plodzich, betonte, »die Jugendlichen haben sich mit der gemeinsamen deutsch-polnischen Geschichte beschäftigt«. Sie verwies darauf, dass vor allem die Kinder Opfer des Krieges waren. Die Kopie der Gedenktafel wollen die Mädchen und Jungen zu Hause in Marzahn-Hellersdorf anbringen.
Der Bürgermeister von Zary, Franciszek Wolwicz, würdigte ihr Engagement. »Die Jugendlichen von heute sollen ihre Träume verwirklichen, aber auch an jene denken, die ums Leben kamen, bevor ihr eigentliches Leben begann.« Daran knüpfte Landrat Marek Cieslak an. »Es wird immer vergessen, dass von einem Krieg die einfachen Menschen am meisten betroffen sind.« Für ihn sei es wichtig, dass an die Opfer erinnert wird. »Die Geschichte darf nicht vergessen werden, deshalb sind solche Projekte wie dieses zwischen urban-social aus Marzahn und OHP aus Zary sehr wichtig.«
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