Sprachverlust im Kerngebiet

Das Sorbische ist auf dem Rückzug. Gesetze sollen die Minderheit schützen, aber im Alltag geschieht viel zu wenig, um sie zu stärken

  • Hendrik Lasch, Neschwitz
  • Lesedauer: ca. 8.0 Min.

Als Minderheit in Deutschland haben die Sorben seit langem einen schweren Stand. Auch heute werden ihre Sprache und Kultur im Alltag oft nicht respektiert. Statt dessen wird über Geld gestritten. Manche Sorben drängen daher auf kulturelle Autonomie.

Kulturwissenschaftler Martin Walde beobachtet besorgt das Schwinden der sorbischen Sprache.
Kulturwissenschaftler Martin Walde beobachtet besorgt das Schwinden der sorbischen Sprache.

Als Martin Walde 2003 »ins Feld« ging, hatte er keine großen Erwartungen. »Das Feld« waren Dörfer, die Radibor und Sdier, Neschwitz und Crostwitz heißen – oder Radwor, Zdzer, Njeswacidlo und Chroscicy; Orte, die zwischen glitzernden Teichen und hügeligen Äckern in Ostsachsen liegen, deren Einwohner sonntags noch zu einem guten Teil katholische Kirchen besuchen und die man gewissermaßen als das »Kernland« der Sorben bezeichnen könnte. Walde, der am Sorbischen Institut in Bautzen als Kulturwissenschaftler arbeitet, wollte in diesen Dörfern herausfinden, wie viele Menschen sich tatsächlich noch auf Sorbisch verständigen. Seine eher niedrigen Erwartungen, sagt er heute, seien »noch untertroffen worden«.

Zur Illustration holt Walde einige Diagramme auf den Computerbildschirm. Sie zeigen senkrechte Balken in Rot, Türkis und Blau, hinter denen sich Einwohner verschiedenen Alters und ihr Sprachgebrauch verbergen. Rot erfasst werden die M...


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