Große Vorhaben beim Klimaschutz

Elfte Berliner Energietage mit Rekordbeteiligung eröffnet

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 3 Min.

Die elften Berliner Energietage, die gestern im Ludwig-Erhard-Haus eröffnet wurden, erfreuen sich großen Interesses. Bis Mittwoch werden hier 47 Veranstaltungen, meist Vorträge und Diskussionsrunden, stattfinden. 6000 Teilnehmer aus dem In- und Ausland haben sich angemeldet. Ein neuer Rekord. Wichtigste Themen sind Energieerzeugung, Politikkonzepte für den Klimaschutz, Gebäudesanierung und erneuerbare Energien. Neben den Bundesministerien für Umwelt, Bau und Wirtschaft fördern auch die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz sowie der Verband kommunaler Unternehmen und der Energiekonzern Vattenfall die Energietage.

Das immense Interesse kommt nicht von ungefähr. Denn in der Bundesrepublik findet derzeit ein energiepolitischer Wandel statt. Fossile Brennstoffe, aus denen Energie gewonnen wird, sind nur begrenzt verfügbar. Demgegenüber werden erneuerbare Energien immer wichtiger für den Klima- und Umweltschutz und ihr Anteil am Strommix, wo Kohle- und Kernenergie zusammen noch immer dominieren, wächst. Derzeit beträgt er 16 Prozent, 30 Prozent sind in den nächsten Jahren anvisiert. Bis zum Oktober dieses Jahres müsse das neue Energiekonzept der Bundesregierung ausgearbeitet werden, kündigte Katherina Reiche (CDU), parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, an. Energie solle künftig zugleich sicher, sauber und bezahlbar sein.

Auch Berlin hat sich beim Klimaschutz große Ziele gesetzt. Umweltsenatorin Katrin Lompscher (LINKE) will die Hauptstadt zu einer »grünen Metropole« machen. Laut Lompscher ist das Vorhaben, bis 2010 gegenüber 1990 ein Viertel weniger CO2 auszustoßen, schon fast erreicht. Bis 2020 sollen die CO2-Emissionen um 40 Prozent gesenkt werden. Dafür will der Senat vor allem den Energiebedarf in Gebäuden dauerhaft reduzieren.

Das Berliner Klimaschutzgesetz, das von der Senatsverwaltung für Umwelt erarbeitet wurde, soll Impulse für die energetische Gebäudemodernisierung geben. Kürzlich hatte die Umweltsenatorin den dritten Entwurf für das Gesetz vorgelegt. Lompscher erklärte, es werde derzeit gemeinsam mit den anderen Senatsverwaltungen abgestimmt.

»Mit dem Klimaschutzgesetz wird Berlin wie bereits Baden-Württemberg die Nutzungspflicht für erneuerbare Energien in der Wärmeversorgung der Gebäude einführen«, sagte Lompscher. Im Unterschied zu Baden-Württemberg werde Berlin dabei aber auch Nichtwohngebäude einbeziehen. »Freiwillige Vereinbarungen zum Klimaschutz sind zwar nützlich, reichen aber nicht aus«, so die Umweltsenatorin. Mit dem neuen Gesetz werde es verlässliche Ziele sowie Rahmenbedingungen für alle geben.

Bezüglich der Nutzung erneuerbarer Energien bleibt für die Hauptstadt in den nächsten Jahren noch sehr viel zu tun. Denn im Jahr 2005 lag der Anteil der Erneuerbaren bei der Wärmeversorgung bei gerade einmal 0,74 Prozent und bei der Stromerzeugung bei lediglich 1,16 Prozent. Bis zum Jahr 2020 sollen diese Quoten auf 5 beziehungsweise 17,74 Prozent steigen.

Zu den CO2-Einsparungen trägt auch die Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) bei. Dadurch werden Strom und Wärme gleichzeitig produziert. Berlin ist »KWK-Modellstadt«. Hier gibt es ein 1500 Kilometer langes Fernwärmenetz, das überwiegend mit KWK-Wärme gespeist wird. Zudem sind über 300 kleine KWK-Anlagen in Betrieb. »Rund 42 Prozent des in Berlin verbrauchten Stroms stammt inzwischen aus KWK«, erklärte Andreas Busch vom Institut für wirtschaftliche Oelheizung (IWO). Dieser Anteil soll künftig auf 60 Prozent erhöht werden.

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