Auf den Spuren Walter Gropius'
Eine Führung durch die südliche Gropiusstadt zeigt alte und neue Baumaßnahmen
Hochhäuser in weiß und grau prägen noch immer das Bild der ersten Großsiedlung Berlins – die Gropiusstadt. Bereits vor 55 Jahren begann die Planung dieses Wohnquartiers. Neben dem Mitbegründer der modernen Architektur, Walter Gropius, arbeiteten weitere berühmte Architekten wie Joseph P. Kleihues und Rolf Gutbrod am Wohnprojekt mit. Heute gehört rund ein Viertel der insgesamt über 18 000 Wohnungen der Wohnungsbaugesellschaft degewo. »Mit Sanierungsmaßnahmen möchten wir die Wohnsiedlung noch attraktiver gestalten«, erklärt Manuela Lehmann von der degewo.
Unter dem Motto »Gropiusstadt gestern – heute – morgen« führt die Wohnungsbaugesellschaft ab dem heutigen Mittwoch Kieztouren durch, die den architektonischen Bau sowie die Geschichte und die geplanten Sanierungsarbeiten näher beleuchten. Die zweistündige Führung richtet sich an alle, die Interesse an Architektur haben oder an Mieter, »die ihren Kiez besser kennen lernen wollen«, sagt Armin Woy, Stadtführer der degewo.
Die Siedlung ruft eher zwiespältige Gefühle hervor. Die zum Teil 26-stöckigen Gebäude wirken farblos und trist, die großflächigen Grünanlagen hingegen verleihen dem Bezirk Ruhe und bessere Luft. »Walter Gropius konzipierte das Quartier unter dem Namen ›Licht, Luft und Sonne‹, es sollte von Anfang an ruhig und sauber sein«, bekräftigt Woy. Insgesamt investiert die degewo rund 65 Millionen Euro bis 2013 in die südliche Gropiusstadt. Davon zwei Millionen in Grünflächen und 13,5 Millionen in ein neues Einkaufszentrum an der U-Bahn-Haltestelle Wutzky-Allee.
Doch die mächtigen Hochhäuser waren zunächst gar nicht vorgesehen, sie entstanden aufgrund des Baus der Berliner Mauer (1961), die eine dichtere Bebauung zur Folge hatte. Trotz der zwischenzeitlichen Kritik des Architekten wurde die Siedlung, die vorher Großsiedlung Britz-Buckow-Rudow hieß, 1972 in Gropiusstadt umbenannt. Nach Bezug der letzten, 1975 fertiggestellten Häuser lebten hier 49 000 Menschen.
Und gebaut wird immer noch bzw. wieder. Teile des Quartiers sind schon fertig, an anderen wird noch gearbeitet. Trotz der Investitionen soll es nicht wirklich bunt werden, vielmehr sollen die Häuser »Farbnuancen« bekommen. Hier und da eine rote Tür und Fensterrahmen, blaue Balkone. »Die Fassaden sollen jedoch im hellen weiß/grau bleiben«, versichert Manuela Lehmann von der degewo.
Vielleicht liegt das ja auch ganz im Interesse der Bewohner – vorwiegend Senioren über 60. Für sie gibt es am Eingang der Gebäude einen Abstellcontainer für Gehhilfen und für die jung gebliebenen wurde speziell ein Bewegungsparcours mit Fitnessgeräten erstellt. Das Konzept scheint zu funktionieren, alle Leerstandswohnungen im ersten Bauabschnitt sind bereits vermietet. Obwohl durch die Wärmedämmung niedrigere Betriebskosten entstehen, haben Geringverdiener oder Hartz-IV-Empfänger wenig Möglichkeiten, sich hier niederzulassen: Statt 3,78 Euro pro Quadratmeter zahlt man nach der Sanierung 5,60 Euro pro Quadratmeter für eine 95 Quadratmetergroße Wohnung.
Führungen bis zum 7.Juli, mittwochs um 10 und freitags um 18 Uhr. Anmeldungen unter 264 85-21 88 oder per E-Mail unter: sued@degewo.de
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