Fördertöpfe für die Hüft-OP
Strandbad Müggelsee feiert 80. Geburtstag / Bürgerverein und Bezirk wollen Denkmal sanieren
Rotweiße Absperrbänder knattern im Wind, ein paar Meter weit draußen ziehen zwei Surfer ihre Segel hoch. »Riviera des Ostens« hieß es lange, das Strandbad Müggelsee am Rand von Berlin. Zum 80. Geburtstag am 17. Mai gab es Torte und die Ernennung zum »Besonderen Denkmal« durch den Verein Denk mal an Berlin.
Doch das Jahrzehnte alte Bad braucht dringend eine Verjüngungskur: Putz löst sich großflächig von den Wänden, Wasser dringt durchs Dach. Am über und über mit Graffiti verzierten Ostflügel liegt Mauerwerk bloß. Auf der gesamten Länge des Strandes ist der Zugang zum See versperrt: Die Betonkante ist brüchig, nur an einer Stelle ist der Schritt ins Wasser über ein hölzernes Provisorium möglich. »Da ist nicht nur eine kleine kosmetische Operation notwendig, da fehlt mindestens eine Hüfte und ein Knie«, attestiert Detlef Graf von Schwerin, Vorstandsmitglied des Denk mal Vereins, der »alten Dame«.
Zur Geburtstagsfeier trafen sich der Verein Bürger für Rahnsdorf, der Denk mal Berlin e.V. sowie Vertreter der Baukammer Berlin und der Denkmalschutzbehörde. Mit der Ernennung zum besonderen Denkmal wolle der Verein das Engagement des Bürgervereins würdigen. Seit 2006 betreibt der Bezirk Treptow-Köpenick das Bad. 100 000 Besucher kamen im Jahr 2009. Der Bezirk hält das Bad ganzjährig offen, der Eintritt ist frei, doch die hohen Betriebskosten belasten die Haushaltskasse. »Das Betreiben eines Bades ist nicht Aufgabe eines Bezirks«, erläutert Rainer Hölmer, Bezirksstadtrat für Bauen und Stadtentwicklung. »Daher werden dem Bezirk dafür keine Mittel zugewiesen.« Stattdessen müsse der Bezirk den nötigen Zuschuss für den Betrieb von anderen Stellen abzweigen. In den letzten Jahren seien deswegen abgesehen von kleinsten Reparaturen keine größeren Instandhaltungsarbeiten möglich gewesen. Für die Sanierung des Bades und seiner Gebäude sei jedoch minimal ein Betrag von drei bis dreieinhalb Millionen Euro nötig, sagt Hölmer. Der Bezirk könne eine solche Summe keinesfalls aufbringen. »Wir brauchen Fördertöpfe«, betont Renate Harant (SPD), Mitglied des Abgeordnetenhauses und des Bürgervereins.
Die Baukammer Berlin präsentierte anlässlich der Feier ein Nutzungs- und Umbaukonzept für das Bad. Demnach sollen die Gebäude erhalten bleiben, die äußere Hülle saniert und durch Rück- und Umbauten dem ursprünglichen Aussehen angeglichen werden. Aufzüge sollen das Gelände behinderten- und altersgerecht modernisieren, beschreibt Wilfried Wolff vom Ingenieurbüro Wolff & Meibert. Die Nutzung alternativer Energien ist ebenso wichtiger Bestandteil des Konzepts.
Die Uferkante soll laut Hölmer 2011 instandgesetzt werden. Ob das Bezirksamt indes dem Konzept zustimmt und wo die nötigen Gelder aufgetrieben werden sollen, will der Bürgerverein gemeinsam mit dem Denkmalschutz, Senat und Bezirk an einem runden Tisch diskutieren.
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