Gesehen
Geschichten der Vertriebenen
Wer sind diese Menschen, die 62 Jahre nach der Staatsgründung Israels noch immer in Flüchtlingslagern leben? Wie sieht ihr Alltag aus? Was haben sie zu sagen? Die LINKE.Neukölln zeigt seit Dienstag die Ausstellung »Die Nakba – Flucht und Vertreibung der Palästinenser 1948«, die sich diesen Fragen widmet. Geschaffen wurde die Schau von dem gemeinnützigen Verein Flüchtlingskinder im Libanon. Sie ist bist zum 13. Juni zu sehen. »Als ich von der Ausstellung hörte, war ich sofort interessiert und habe sie von München nach Berlin geholt«, erklärte Julia Dobberstein von der Neuköllner LINKEN bei der Vernissage am Dienstagabend. Aus Angst, als Antisemitin beschimpft zu werden, habe sie die Schau vorher genau geprüft. »Die Ausstellung ist zum einen sehr sachlich und zum anderen erzählt sie persönliche Schicksale. Mit Antisemitismus hat das nichts zu tun«, bekräftigte Dobberstein.
Karten, Daten und Erzählungen machen die Schau tatsächlich informativ und bewegend, allerdings lassen sich die großen Plakate schlecht lesen, da sie aus Platzgründen teilweise weit oben an einer Wand hängen. Die Besucher schien es allerdings nicht zu stören: »Ich bin gekommen, weil die Nakba (arabisch für Katastrophe) besonders in Deutschland mehr in die Öffentlichkeit gerückt werden muss«, sagte Lana Sirri. Die junge Palästinenserin kommt aus Jaffa. Ihre Familie gehört zu den wenigen, die 1948 nicht geflüchtet sind. Von den 100 000 Palästinensern, die vor 1948 dort zu Hause waren, blieben nur 3900.
Für die, die sich ohnehin mit dem Nahost-Konflikt beschäftigen, bietet die Ausstellung wenig Neues. Wer sich allerdings einen guten Überblick über die Geschichte des Zionismus und seiner Entwicklung machen möchte, wird hier fündig. Denn nicht viele wissen, dass die Wurzeln des Palästina-Problems schon im ausgehenden 19. Jahrhundert liegen, wie eine Tafel näher erläutert.
Diskutieren können Besucher dann am heutigen Donnerstagabend. Zur Ausstellung findet um 19 Uhr eine Informationsveranstaltung statt. Stefan Ziefle spricht über Siedlungsbau und Zionismus, Alexandra Safi berichtet über die Deportation von Palästinensern in der Westbank, und auch Kiefah Muhaisen von der palästinensischen Gemeinde ist eingeladen, um über den Widerstand zu sprechen.
Ausstellung und Informationsabend im Neuköllner Büro der LINKEN, Richardplatz 16, www.die-linke-neukoelln.de
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