Menschen hinter Glas

Theatertreffen Berlin: »Die Schmutzigen, Hässlichen und die Gemeinen«, Schauspiel Köln, Regie: Karin Beier

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Immerhin, man putzt sich die Zähne in dieser Elendsbaracke. Wohncontainer statt Wohnung, Transitstation auf dem unaufhaltsamen Abstieg. Man putzt lange, minutenlang, das scheint vorbildlich – aber es deutet auch darauf hin, dass hier einiges nicht stimmt im Detail. Karin Beier hat für das Schauspiel Köln Ettore Scolas »Die Schmutzigen, die Hässlichen und die Gemeinen« adaptiert. Der großartige Nino Manfredi spielt darin den Patriarchen einer Großfamilie in einer ghettoähnlichen Vorstadt von Rom. Lauter kleine Gangster, aber irgendwie auch liebenswert. Wer den Film gesehen hat, vergisst ihn nicht.

Gleiches lässt sich von Karin Beiers bemühter Inszenierung leider nicht behaupteten. Sie liefert uns einen routinierten Bühnenreigen der Gewalt – ganz ohne jene Zärtlichkeit, die man der Glaubwürdigkeit halber auch der sogenannten Unterschicht nicht absprechen sollte. Und da steckt das Problem: Natürlich will sich Karin Beier nicht ...


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