»Sie haben auf uns geschossen«
Thailändische Armee räumte Tempel im Zentrum der Hauptstadt
Bangkok (dpa/AFP/ND). Obwohl noch der Qualmgeruch ausgebrannter Ruinen über Thailands Hauptstadt Bangkok liegt, begann die Stadtverwaltung am Donnerstag mit den Aufräumarbeiten. Stacheldraht wurde eingerollt, die teils abgebrannten Gummireifen, aus denen die Demonstranten Barrikaden gebaut hatten, wurden abtransportiert. Im Kerngebiet der Demonstranten im Ratchaprasong-Viertel hatte die Armee am Donnerstag nach 24 Stunden noch immer nicht die volle Kontrolle erlangt. Sie verfolgte nach eigener Darstellung versprengte Rothemden, die sich mit dem Ende der Proteste nicht abfinden wollten. Vereinzelt waren Schüsse zu hören. Am Siegerdenkmal bedrängten etwa 100 Rothemden Polizisten, berichtete die »Bangkok Post«. Die Regierung verlängerte die nächtliche Ausgangssperre bis Sonntag.
Die Angaben über die Opferzahlen gingen auseinander. Mindestens 14 Menschen kamen bei den Zusammenstößen am Mittwoch ums Leben, damit erhöhte sich die Zahl der insgesamt seit Beginn der Proteste Mitte März Getöteten auf 82. Ein Tempel, in dem Hunderte Rothemden – darunter Frauen und Kinder – Zuflucht gesucht hatten, nachdem ihre Führung sich ergeben hatte, war am Mittwochabend in die Schusslinie geraten. »Sie haben auf uns geschossen«, berichtete Manat Kaetphet, einer der Flüchtlinge. Am Donnerstag wurden dort mehrere Leichen geborgen.
35 Gebäude gingen nach dem Ende der Militäraktion in Flammen auf, darunter das mehrstöckige Central-World-Einkaufszentrum. Es brannte völlig aus. Die Oppositionsbewegung UDD, die die Proteste gegen die Regierung seit Mitte März koordiniert hatte, appellierte an ihre Anhänger, den Widerstand aufzugeben. »Meine Botschaft ist: Unser Kampf ist gerecht und geht weiter, aber wir sollten unserem Ärger nicht durch Randalieren Luft machen«, sagte Kokaew Pikulthong, der innerhalb der UDD bislang im Hintergrund agiert hatte, nach Angaben der Zeitung »The Nation«.
Am Donnerstag stellten sich weitere Anführer der UDD der Polizei. darunter Veera Musigkapong und Weng Tojirakarn. Veera rief die Demonstranten auf: »Ich möchte, dass ihr unser Prinzip der Gewaltlosigkeit beibehaltet.«
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