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Das Dorf der Granitschädel

Demitz-Thumitz bei Bautzen ist Sachsens Vorzeigebeispiel in Sachen Themendörfer. Alles drehte sich in dem steinreichen Dorf einst um den Granit – und soll es, nachdem die Dorfgemeinschaft zurück zu den Wurzeln gefunden hat, bald wieder tun.

  • Harald Lachmann, Bautzen
  • Lesedauer: ca. 6.0 Min.
Steinmetzarbeit im Selbstversuch: Im Themendorf Demitz-Thumitz darf jeder einmal mit Hammer und Meißel den Granit bearbeitet. Aus dem Gestein ist hier fast alles.
Steinmetzarbeit im Selbstversuch: Im Themendorf Demitz-Thumitz darf jeder einmal mit Hammer und Meißel den Granit bearbeitet. Aus dem Gestein ist hier fast alles.

Erstaunlich geschickt dirigiert Maik mit dem Hammer den Meißel. Hieb um Hieb höhlt er das kleine Granitstück aus, bis Konturen sichtbar werden: Der Elfjährige fertigt einen Teelichthalter. Stolz zeigt er seine erste Steinmetzarbeit dem großen Bruder. Ort des Geschehens ist die älteste deutsche Steinmetzschule. Ein Schaunachmittag hat viel Publikum angelockt. Das Haus verrät schon an der Fassade, was das Dorf unverwechselbar macht: seine Granittradition. Die lässt sich auch an den Giebeln der beiden Dorfkirchen, an vielen Hauswänden, Mauern, Plätzen und Gärten ablesen.

Denn Demitz-Thumitz – das war einst Synonym für Granit schlechthin. Als im 19. Jahrhunderts die reichen Kautschukbarone in der brasilianischen Amazonasstadt Manaus beschlossen, ihren Markt zu pflastern, sollte es »das teuerste Material der Welt« sein. So ließen sie Granit aus Demitz-Thumitz über den Atlantik schiffen. Hier stand die Steinverarbeitung gerade in Blüte...


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