Russland wundert sich
Putin nimmt Kritik hin
In Russland macht sich Verwunderung darüber breit, dass Ministerpräsident Wladimir Putin in bislang ungekannter Weise öffentliche Kritik hingenommen hat. Der Wortwechsel mit dem Rock-Star Juri Schewtschuk, der sich bereits am Samstag in St. Petersburg ereignete, schlug auch am Dienstag weiter hohe Wellen. Im Kern drehte sich die Auseinandersetzung um den Vorwurf Schewtschuks, in Russland würden Presse- und Meinungsfreiheit mit Füßen getreten. Russland werde von einer privilegierten Kaste von »Fürsten und Prinzen« beherrscht, die mit »Sirenen auf den Wagen« herumführen. Die Pressefreiheit beschränke sich auf »anderthalb Zeitungen«, Demonstrationen würden von den Sicherheitskräften »repressiv« verhindert.
Die Verwunderung wird dadurch gesteigert, dass die Kritik nicht nur öffentlich geäußert, sondern samt Putins Entgegnungen von der Regierung ins Internet gestellt wurde. Die Tageszeitung »Moskowski Komsomolez« kam zu dem Schluss, Putin habe in der ganzen Zeit seiner Tätigkeit als Präsident und als Ministerpräsident noch keine »so brisante und offene Diskussion« geführt.
Schewtschuk prangerte an, im Staatsfernsehen würden lediglich »Märsche und Hymnen« abgespielt. Derweil würden Minenarbeiter »zur Schlachtbank« geführt. Putin erwiderte, ohne eine »normale demokratische Entwicklung« werde das Land »keine Zukunft haben«. Menschen könnten sich lediglich in einer »freien Gesellschaft entfalten«. AFP
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