Leerverkäufe
Pro: Für Kritiker sind sie schlicht »finanzielle Massenvernichtungswaffen« oder »Brandbeschleuniger«. Bei ungedeckten Leerverkäufen handelten Investoren mit Papieren, die sie sich noch nicht einmal geliehen haben. Das geht, weil eine Lieferpflicht für Aktien meist erst nach Tagen besteht. So könnten die Zocker ohne viel eigenes Geld Kurse in den Keller schicken.
Finanzminister Schäuble findet, das sei ein bisschen so wie beim Fußball-Wettskandal – wenn Akteure versuchten, den Ausgang des Matches zu manipulieren, müssten die Spielregeln eben verschärft werden. Solche Auswüchse hätten das Vertrauen in die Finanzmärkte erschüttert. Spekulanten hätten gegen Euro-Länder gewettet und die Turbulenzen der Währung deshalb »noch einmal eine neue Dimension erreicht«.
Ifo-Chef Hans-Werner Sinn findet es gut, dass Investoren hier ausgebremst werden. »Wann immer Gewinne aus Marktmacht resultieren, sind sie ein Zeichen für Marktfehler. Ein Verbot ist ein Vorteil für die Volkswirtschaft.«
Kontra: Börsenprofis werfen der Regierung vor, die Bürger hinters Licht zu führen. Die Politiker wollten vom eigenen Versagen und der dramatischen Verschuldung einiger Euro-Länder ablenken. Die Schuld solle ominösen Spekulanten in die Schuhe geschoben werden. Die Regierung selbst räumt ein, dass die Schieflage an den Märkten und der Kursrutsch des Euro nur möglich waren, weil Griechenland, Spanien und Portugal jahrelang auf Pump lebten und so für Spekulationen erst anfällig wurden.
Experten schütteln den Kopf, dass Schäuble in Europa allein vorgeprescht ist und auch nur einen kleinen Teil dieser riskanten Geschäfte verbietet. Der Großteil von Spekulationsgeschäften mit Währungsprodukten finde gar nicht an Börsen statt, sondern direkt zwischen Banken und Investoren statt. Die Finanzaufsicht BaFin könne dies alles unmöglich prüfen.
Clevere Investoren würden zudem jetzt einfach einen Bogen um deutsche Marktplätze machen und noch mehr Leerverkäufe in London, New York oder Shanghai einfädeln. dpa
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