Holding soll Charité und Vivantes heilen

Kammern empfehlen in einem Konzept gemeinsames Dach für die landeseigenen Klinikkonzerne

  • Klaus Joachim Herrmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Die renommierten landeseigenen Klinikkonzerne Charité und Vivantes sollen unter ein gemeinsames Dach zusammengeführt werden, um ihre Kräfte und Möglichkeiten zu vereinen. Das schlugen gestern die Präsidenten von Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer, Eric Schweitzer und Stephan Schwarz, vor. Gedacht sei dabei an eine Management-Holding in Form einer Aktiengesellschaft.

»Verständnis, dass in einer finanziell schwierigen Situation verschiedene Modelle in die Debatte gebracht werden«, äußerte gegenüber ND Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (LINKE). Sie sei »froh« über die Lösung im Südwesten, sagte sie. Hier hatte eine Schließung von Standorten, darunter des schon traditionell bedrohten Universitätsklinikums Benjamin Franklin (UKBF) in Steglitz, vermieden werden können.

Nach Vorstellung von Handwerkskammer und IHK sollten Charité und Vivantes verpflichtet werden, sich gemeinsam wirtschaftlich aufzustellen sowie Budget und Investitionen im Holding-Vorstand einheitlich zu planen. Im Gegensatz zu einer kompletten Fusion könnten aber die Stärken beider Unternehmen erhalten bleiben und vorhandene Strukturen behutsam verändert werden. Beide Kammern sehen durch die Zusammenführung ein jährliches Einsparpotenzial von »mindestens 60 Millionen Euro«. Diese wiederum ließen sich gezielt für Investitionen und zum Ausbau von Exzellenz in der Forschung und Krankenversorgung nutzen.

Es seien schon jetzt »rasche und mutige« Investitionsentscheidungen gefragt, hieß es. »Konzeptlosigkeit des Landes Berlin« habe zu einem Investitionsstau von mehr als einer Milliarde Euro bis zum Jahre 2015 geführt, klagte Handwerkskammer-Präsident Schwarz. Damit würden Substanz und Renommee gleichermaßen aufs Spiel gesetzt.

Ein Kernelement des Konzeptes sei der Ersatz des Bettenhauses auf dem Charité-Campus in Berlin-Mitte durch einen Neubau, in dem die universitäre Spitzenforschung und Spitzenmedizin konzentriert werden. Als Standort bevorzugen Handwerkskammer und IHK ein Gelände nördlich des Hauptbahnhofs. Das neue Klinikhochhaus solle zudem den Grundstein für eine zukunftsträchtige »Medical City« am Hauptbahnhof legen.

Bei der Erarbeitung des Konzeptes sei mit den Klinikkonzernen »intensiv und sehr offen« gesprochen worden, informierte IHK-Chef Schweitzer. Ohne die Zustimmung des Eigentümers Berlin sei eine solche Veränderung aber nicht zu machen, räumte Schweitzer ein. Man wolle jedoch die Politik »nicht auf Zeit spielen lassen« und »Druck machen«. Eigentum verpflichte, heiße es im Grundgesetz, hier müsse der Staat mit gutem Beispiel vorangehen.

Die Politik wurde von den Interessenvertretern von Wirtschaft und Handwerk zu raschem Handeln gedrängt, ansonsten drohe der Berliner Gesundheitswirtschaft Drittklassigkeit.


Charité und Vivantes

  • stellen zusammen etwa 8300 Krankenhausbetten
  • bereit, das sind gut zwei Fünftel aller Berliner Krankenhausplätze.
  • sind Arbeitgeber für 26 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
  • behandeln rund 325 000 Patienten stationär und 900 000 ambulant.

Angaben: IHK/Handwerkskammer

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