BP greift zur Schere

Ölteppichfläche fast verdreifacht / Obama drängt auf Energiewende

  • Lesedauer: 3 Min.
Während die Umweltkatastrophe im Golf von Mexiko bald auch Florida bedroht, bekommt BP die Ölpest weiter nicht in den Griff.

Washington (AFP/ND). Als Konsequenz aus der Ölpest im Golf von Mexiko will US-Präsident Barack Obama das innenpolitisch umstrittene Gesetz zum Klimaschutz und zur Förderung alternativer Energien vorantreiben. Die Abhängigkeit der USA von fossilen Brennstoffen und die anhaltenden Risiken der Ölförderung ließen »nur einen Weg« für die künftige Energiepolitik der USA zu, nämlich eine Abgabe auf Verschmutzung durch Kohlendioxid (CO2), sagte Obama am Mittwoch in Pittsburgh.

Der Präsident räumte ein, dass ein entsprechender Gesetzentwurf derzeit noch nicht über die nötige Mehrheit von 60 der 100 Stimmen im US-Senat verfüge. »Ich habe aber die Absicht, sie in den kommenden Monaten zu sammeln«, sagte er. »Die nächste Generation darf nicht Geisel der Energiequellen des vergangenen Jahrhunderts sein.«

Derweil hat sich die Ausdehnung des Ölteppichs im Golf von Mexiko nach einer neuen Studie der Universität von Miami seit 1. Mai fast verdreifacht. Er erstreckt sich inzwischen auf einer Fläche von 24 435 Quadratkilometern. Die US-Behörden, die mittlerweile von der größten Umweltkatastrophe in der Geschichte der USA sprechen, weiteten das Fischfangverbot auf rund 37 Prozent der US-Gewässer im Golf von Mexiko aus.

Nach Louisiana, Mississippi und Alabama bereiten sich nun auch die Behörden von Florida auf eine Verseuchung ihrer Küsten vor. Sie rechneten damit, dass das Öl dort spätestens am Samstag an Land gespült wird. Die Strände im Nordosten Floridas sind als Urlaubsziel beliebt und haben eine erhebliche wirtschaftliche Bedeutung für den Staat.

Der britische BP-Konzern bekommt die Ölpest im Golf von Mexiko immer noch nicht in den Griff: Ein weiterer Versuch, das aus einem Leck in 1600 Metern Tiefe ausströmende Öl einzudämmen, scheiterte am Mittwoch erneut. Eine über ferngesteuerte Roboter betriebene Säge, die unter Wasser die leckende Steigleitung durchtrennen sollte, blieb am Mittwoch im Rohr zunächst stecken. Zwar gelang es, die Säge wieder zu befreien, doch war nach Angaben des US-Koordinators Thad Allen unklar, ob BP seinen Versuch fortsetzen würde.

Auf die abgesägte Leitung sollte eine Art Trichter aufgesetzt und das Öl dann abgepumpt werden. Nach Informationen der »New York Times« könnte nun eine Art gigantischer Schere zum Einsatz kommen. Doch wäre dann kein »glatter Schnitt« mehr möglich und damit das Risiko umso größer, dass an den Rändern zwischen Trichter und Leitung weiteres Öl austritt.

Auf Druck Washingtons erklärte sich BP am Donnerstag bereit, die Kosten für den Bau von sechs künstlichen Sandinseln vor Louisianas sensiblem Marschland in Höhe von 360 Millionen Dollar zu übernehmen.

Nach der Ratingagentur Moody's stufte nun auch Fitch am Donnerstag die Kreditwürdigkeit des Unternehmens von AA+ auf AA ab. Mit der Note AA ist BP trotzdem weiterhin als guter Kreditnehmer bewertet, doch warnte Fitch, der Ölkonzern riskiere eine weitere Abwertung. Im schlimmsten Fall drohten BP für die Reinigung von Meer und Küste Kosten von fünf Milliarden Euro.

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