Schloss steht auf der Kippe

Sparzwänge entfachen neue Diskussion um das Projekt

  • Lesedauer: 2 Min.

(dpa). Die Debatte um das Berliner Schloss ist vor der Sparklausur neu entbrannt. Angesichts der Geldnöte des Bundes könnte sich das Jahrhundertprojekt verzögern. Ein späterer Start des 550 Millionen Euro teuren Baus sei eine der möglichen Überlegungen, bestätigen Koalitionskreise in Berlin. Die Schloss-Befürworter sind alarmiert.

Berlins oberster Stiftungschef Hermann Parzinger warnte unterdessen davor, den Wiederaufbau später zu beginnen. »Da ist schon so viel aufs Gleis gesetzt. Wenn man das jetzt bremst, ist das für Deutschland auch international ein Ansehensverlust. Das Humboldt- Forum ist ein starkes Signal von Weltoffenheit«, sagte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Vor der Sparklausur des Kabinetts an diesem Wochenende forderte Parzinger ein klares Signal der Politik zu dem parteiübergreifend beschlossenen Projekt. »Es gibt eine demokratische Entscheidung des Bundestags und die muss man jetzt realisieren«, sagte er. Für die Vorarbeiten seien Millionenbeträge ausgegeben worden. »Das sollte nicht umsonst gewesen sein.«

Bei den Haushältern der schwarz-gelben Koalition kursieren Überlegungen, den auf mehr als eine halbe Milliarde Euro veranschlagten Bau angesichts der Finanznot vorübergehend auf Eis zu legen. »Ich glaube nicht, dass wir uns das leisten können«, sagte Parzinger. »Erst wurde zu DDR-Zeiten das Schloss gesprengt, dann haben wir den Palast der Republik abgerissen – und jetzt soll der historischste Platz unseres Landes eine Brachfläche bleiben?«

Der Chef des Kulturrats hält den Bau angesichts der Sparzwänge derzeit für nicht ratsam. »Ich glaube, dass man aktuell politisch nicht vernünftig für den Bau argumentieren kann«, sagte Olaf Zimmermann, der Geschäftsführer des Dachverbandes. »Wenn es zu einer Verschiebung des Baus kommt, sollte man die Chance nutzen, noch einmal über die Architektur zu sprechen«, so Zimmermann. Dann werde es vermutlich nicht auf ein Schloss hinauslaufen – wie in den Plänen des Architekten Franco Stella vorgesehen. Das Schloss werde vermutlich nicht gebaut, das Humboldt-Forum schon, sagte Zimmermann.

Im Humboldt-Forum sollen unter anderem die außereuropäischen Sammlungen Berlins untergebracht werden. Baubeginn soll im Sommer 2011 sein.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.