Hoffnungsträger

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 1 Min.

Die politische Verfallszeit japanischer Regierungschefs ist bei fünf Premiers in nur vier Jahren geringer denn je. Trotzdem glauben Optimisten, dass dem gestern gewählten neuen Ministerpräsidenten Naoto Kan eine längere Amtsdauer beschieden sein wird als Vorgänger Yukio Hatoyama. Der bisherige Finanzminister gilt einfach als entscheidungsfreudiger und durchsetzungsstärker. Allerdings erweisen sich die seit Jahren verschleppten notwendigen Reformen im Land der aufgehenden Sonne auch als Herkulesaufgabe. Vor allem soll der Gründer und Chef der Demokratischen Partei die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Welt wieder auf Wachstumskurs bringen – und das bei einer Staatsverschuldung von fast 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Da muss Kan schon mehr bieten als sein bei Barack Obama abgekupfertes »Wir schaffen das« und einen rigiden Sparkurs. Zumal sein kaum acht Monate regierender Vorgänger nicht zuletzt auch an seiner außenpolitischen Inkonsequenz gescheitert ist. Hatoyama wollte trotz anderslautender Wahlkampfversprechen einen heftig kritisierten US-amerikanischen Stützpunkt auf Okinawa am Ende dann doch nur innerhalb der Insel verlegen. Noch war von Kan nichts anderes zu hören. Die in fünf Wochen geplante Oberhauswahl wird da für ihn zum ersten großen Test.

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