Im Lächeln ein Abgrund

Ruhrfestspiele: »Was ihr wollt« im Theater Marl

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 4.0 Min.

Bei der Dichterin Droste-Hülshoff heißt es im Abschiedsschmerz, da der begehrte Mensch sie verlassen muss: »Lebt wohl und nehmt mein Herz mit euch/Und meinen letzten Sonnenstrahl.« Da sinkt ein Mensch ins Alleinsein wie in ein sonnenloses Dunkel der Existenz, aber fortan wird seine ungestellte Sehnsucht nach Liebe doch wieder und weiter ihr unbelehrbares Wesen treiben und die Lebensbahnen, trotz allem, gewaltig ins Schlingern bringen. Geschieht das der Jugend, sieht es nach leidenschaftlichem Tanz aus. Passiert es dem Alter, sieht man verunsichert Taumelnde bloß. Die Gefühle bleiben jung, singt der Schlager und erweist sich einmal mehr als Philosoph – aber bleiben die Empfindungen tatsächlich jung, so erschaffen sie im verwitternden Körper eine seltsam spannende Widerspruchswelt, in der Wollen und Können, Anspruch und reale Kraft gar merkwürdige Kapriolen mit-einander treiben; die Fähigkeit zur Liebe ist nicht mehr gleichzusetzen...


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