Privatgeschäft Knast

In der JVA Burg werden nur noch die Wärter vom Staat bezahlt. Die anderen Angestellten kommen von externen Firmen

Es ist schon hart, doch Holger Johannes Lüth lässt sich nichts anmerken. Auf dem Plastik-Teller vor ihm liegt ein undefinierbares Stück Fleisch, die Panade ist etwas verbrannt, dafür ist der Mischgemüsebrei daneben ziemlich blässlich. Lüth greift zum Besteck und fängt an – für ihn ist das Dienst. Als Leiter der Justizvollzugsanstalt Burg bei Magdeburg verkostet er täglich das Essen für die Gefangenen. Neben ihm liegt ein Protokoll, das unterschrieben werden muss. Erst dann wird das Essen – in diesem Fall, so der erste Eindruck des Verkosters, Schweineschnitzel – ausgegeben.

Zuständig für die Küche der JVA ist ein Privatunternehmen, die Essener Firma KÖTTER Services, vor allem bekannt als Sicherheits- und Gebäudedienstleister. Dass bestimmte Versorgungsdienste von Privaten übernommen werden, ist Alltag im Strafvollzug. Ungewöhnlich ist jedoch, wenn wie in Lüths JVA von insgesamt 350 Beschäftigten etwa 100 bei Privatfirmen angestellt sind. Nirgendwo in Deutschland wurden Private bislang so umfassend in Bau und Betrieb einer Haftanstalt eingebunden wie in Burg.

Anstaltsleiter Lüth weiß, dass seine 2009 eröffnete JVA deshalb unter Beobachtung steht. Und er nimmt sich beim Rundgang durch die weitläufige, hochmoderne Anlage mit Werkanlagen, riesiger Sporthalle und Außensportplatz viel Zeit für Erklärungen.

Sogar ein Radweg

Tatsächlich gibt es gewichtige Einwände gegen das Modell, das zu den PPP-Projekten Sachsen-Anhalt gehört. PPP ist die Abkürzung von Public-Private-Partnership (öffentlich-private Partnerschaf...


Wenn Sie ein Abo haben, loggen Sie sich ein:

Mit einem Digital-, Digital-Mini- oder Kombi-Abo haben Sie, neben den anderen Abo-Vorteilen, Zugriff auf alle Artikel seit 1990.

Bitte aktivieren Sie Cookies, um sich einloggen zu können.