Herumdoktern in Kiel

Schleswig-Holstein Regierung versucht, Wissenschaftler und Studenten zu besänftigen

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Hochschulpolitik in Deutschland soll nach dem Willen von Schleswig-Holsteins Wissenschaftsminister Jost de Jager (CDU) möglichst auf neue Füße gestellt werden. Angesichts der finanziellen Lage des nördlichsten Bundeslandes sieht man sich dort nicht mehr in der Lage, Studierende in teuren Studiengängen im nötigen Umfang auszubilden.

In einer Landtagsfragestunde betonte Schleswig-Holsteins Wissenschaftsminister Jost de Jager (CDU), dass die Entscheidung der schwarz-gelben Landesregierung in Kiel, den Medizinbereich der Uni Lübeck zu schließen, aus rein fiskalischen Gesichtspunkten erfolgt sei und nicht aus fachlichen. Man wolle zwar die Vorgabe des Hochschulpaktes zwischen Bund und Ländern einhalten, wonach die Zahl der Studienplätze zu erhöhen ist. Doch etwa die medizinischen Studiengänge sollen reduziert und womöglich anders strukturiert werden.

Das Beispiel Bremen

Schleswig-Holstein laut de Jager seine seine Quote nun dadurch erfüllen, dass mehr Studierende an Fachhochschulen zugelassen werden. Das »Auslagern« und »Tauschen« von Studienplätzen in andere Bundesländer sei im Übrigen keine Idee, auf die nun erstmals Schleswig-Holstein komme. De Jager verwies darauf, dass das rot-grün regierte Bremen dies zuerst initiiert habe.

Mit seiner Spar- und Kürzungspolitik schiebt Schleswig-Holstein bundesweit auch das Thema einer neuen Lösung für die Finanzierung und Bereitstellung medizinischer Studienplätze an. Diese Debatte sei laut de Jager auch im Interesse Baden-Württembergs. Ein Medizin-Studienplatz schlage pro Semester mit rund 50 000 Euro zu Buche, für einen Fachhochschulplatz berechne man 7000 bis 8000 Euro. Am Erhalt der medizinischen Fakultät in Lübeck hat jedoch auch Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) Interesse bekundet. Wohl deshalb sieht die Landesregierung in Kiel den Ball nun bei der Bundesebene. Von dort erhofft man sich neue Lösungsvorschläge. Demnach soll eine Überlegung sein, die Lübecker Fakultät zu einer Forschungseinrichtung zu erklären, die dem Forschungszentrum Borstel (Kreis Segeberg) zugeordnet wird. Dies solle dann von der Leibniz-Forschungsgemeinschaft zur Helmholtz Gemeinschaft wechseln, die zu 90 Prozent vom Bund finanziert wird. Darüber könne man angeblich eine Mitfinanzierung der Mediziner-Ausbildung in Lübeck sichern.

Zugleich sieht Kiel die Beteiligten der Stadt Lübeck am Zug. Alternativen Sparvorschlägen in gleicher Größenordnung von 24 Millionen Euro werde man sich nicht verschließen, heißt es von den Fraktionen der CDU und FDP auf Landesebene.

Kein Kontakt

Wie bereits bei der Erstellung der Streichungsliste hat bisher aber niemand aus dem Wissenschaftsministerium Kontakt mit der Leibniz-Organisation aufgenommen. Diese lehnt die Verschiebung von Zuständigkeiten im schleswig-holsteinischen Fall ab. Ein Sprecher sagte, dass dies zwar in je einem Fall in Sachsen und Berlin vollzogen wurde, doch habe es dort in erster Linie inhaltliche Gründe dafür gegeben. Man könne nur davor warnen, Exzellenz, für die die Leibniz-Forschungsgemeinschaft vorrangig stehe, mit Großforschung zu verwechseln oder zu mischen. Solche Umsortierungen seien lediglich ein Herumdoktern an Symptomen. Im Kieler Wissenschaftsministerium geht man unterdessen davon aus, dass man das Exzellenzcluster für Entzündungsforschung gegebenenfalls ohne den Standort Lübeck sichern könne.

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