Beende dein Schweigen
Kampagne gegen Suizid bei Frauen mit Migrationshintergrund gestartet
»Hayatina degil, suskunluguna son ver. – Beende dein Schweigen, nicht dein Leben.« Unter diesem Titel startete am Dienstag eine Kampagne, die auf die erhöhte Selbstmordgefahr bei Frauen mit türkischem Migrationshintergrund aufmerksam machen soll. Initiatoren des »Projektes zur Suizidverhütung bei jungen Frauen mit türkischem Migrationshintergrund« sind die Charité Berlin, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das SpiMig, die Suizidpräventionsinitiative für Frauen mit türkischem Migrationshintergrund.
Die Kampagne, in deren Fokus die Bekanntmachung einer Krisenhotline steht, läuft im Rahmen des Studienprojektes über sechs Monate. Die Notrufnummer werde zunächst neun Monate lang, montags bis freitags, 9-16 Uhr geschaltet, erklärte Meyram Schouler-Ocak, Leiterin des Forschungsprojektes an der Psychiatrischen Klinik der Charité zum Kampagnenstarts. »Außerdem soll mit Anzeigen, Plakaten, Radiospots, sowie Bus- und U-Bahn-Werbung über entsprechende Hilfsmöglichkeiten für junge türkischstämmige Frauen aufgeklärt werden«, sagte Schouler-Ocak.
Junge Frauen mit türkischem Migrationshintergrund versuchten doppelt so häufig wie gleichaltrige Frauen aus deutschen Familien, sich das Leben zu nehmen, sagte Schouler-Ocak. Bisher ist jedoch wenig über die Ursachen der Suizide bei Migrantinnen bekannt, auch wenn es gut begründete Vermutungen gibt. Die Charité will mit Unterstützung des BMBF bis Oktober 2011 die genauen Zusammenhänge zwischen Suizid und Migrationshintergrund untersuchen. Seit Juli vergangenen Jahres und noch bis September 2011 werden dazu in allen Rettungsstellen Berlins Daten zu Suizidversuchen bei jungen türkischstämmigen Frauen erhoben, erläuterte Schouler-Ocak. So sollen Beweggründe, gegebenenfalls eine Vordiagnose und die Art und Weise des Suizids dokumentiert werden.
Hilfsangebote unter den türkischstämmigen Frauen bekannter zu machen, aber auch die Familien mit türkischem Migrationshintergrund für das Problem zu sensibilisieren, ist Ziel der Kampagne. Darüber hinaus sollen in Berlin Frauen mit türkischem Migrationshintergrund sowie Mediziner, Pflegekräfte, Psychologen und Sozialpädagogen als Ansprechpartner für suizidgefährdete Mädchen und junge Frauen in Seminaren und Workshops ausgebildet werden.
Berlins Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (LINKE) beglückwünschte die Initiatoren zum Start der Medienkampagne und betonte, dass neben der interkulturellen Öffnung durch Angebote wie dem Berliner Gemeindedolmetschdienst gerade der psychiatrische Dienst sich an die Gegebenheiten anpassen müsse. Jährlich gebe es in Berlin 440 Suizide, ein Vielfaches mehr an Versuchen, sich das Leben zu nehmen. Es gelte, »Brücken von beiden Seiten zu bauen«, so die Senatorin.
Krisentelefon: 01805 22 77 07, www.beende-dein-schweigen.de
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